Agatha Collins – Agatha und Akiko
Agatha Collins und Akiko Yamamoto privat – das heißt nicht als Schnüffler, sondern ganz intim. Agatha hatte gerade nichts zu tun auf dem P.R.-Sektor und auch in ihrem zweiten Job war im Moment Ruhe eingekehrt. Sie war nicht besorgt über die Einkünfte – es würde schon wieder ein Auftrag hereinkommen, sie es P.R. oder als Agentin. Akiko war dementsprechend arbeitslos. Sie fuhren nach London und machten sich einen schönen Tag – oder mehrere. Sie stiegen im vornehmen Malmaison Cheltenham Hotel ab, sie konnten sich‘s ja leisten.
Am nächsten Morgen, nicht zu zeitig, und nach einem ausgiebigen Frühstück gingen sie zu Alexander McQueen in der Old Bond Street, um neu einzukleiden. Akiko bekam einen todschicken Hosenanzug in Blau, Agatha gönnte sich ein tolles Kleid. Nach einem kurzen Imbiss in der hoteleigenem Chez Mal Brasserie gingen sie bummeln – dann aber überkam sie das dringende Bedürfnis nach Sex. Sie verzogen sich in ihr Zimmer und trieben es, wie kein Mann es ihnen bieten konnte. Aus der Stunde wurde eine Nacht, die sie im Bett verbrachten. Sie gingen nicht essen, weder im Chez Mal, noch sonst wohin.
Sie frühstückten zuletzt doch noch, und das ausgiebig. Akiko wollte ihren neuen Hosenanzug ausführen, und Agatha notgedrungen ihr neues Kleid. So stolzierten sie dahin, wobei es für Akiko nicht klar war, dass Agatha an sich schon wieder im Bett verschwinden wollte. Und so spazierten in den Hyde Park, wo sie den Redner und Rednerinnen zuhörten – das wurde ihnen bald zu blöd, worauf sie in den St. James’s Park wechselten, wo die berühmten Pelikane zu Hause sind, die seinerzeit vom russischen Botschafter König Charles II zum Geschenk gemacht wurden (anno 1664).
„Mir ist langweilig!“, quengelte Akiko. „Mir ebenso!“, sagte Agatha. Und sie beschlossen, abends auszugehen. Nach einem Zwischenstopp im Hotel (den sie dazu benutzten, ihrer frischen Beziehung zu frönen), rougten sie sich auf und machten die Gegend unsicher. Als erstes suchten sie einen Platz auf, in dem ein „Merman“, also ein Mann, der mit einem nacktem Oberkörper und einer Monoflosse in einem großen Schwimmbecken tauchend unterwegs war. Dabei hatte man das Gefühl, dass er gar nicht mehr hochkam – 20 Minuten, wie Akiko auf ihrer Uhr stoppte. Mehr noch – nach einem kurzem Atemzug tauchte er wieder unter. Agatha fühlte sich an ihr Erlebnis bei „Unter Wasser“ erinnert, das war nicht ganz halb so groß – sie schickte dem Akteur einen Kussmund zu. Er strengte und siehe da, es gelang ihm, noch eine Minute draufzulegen – 21 Minuten. Er tauchte auf und nach einem kurzen Atemzug tauchte er schon wieder unter – ein einzigartiger Vorgang, für den er offensichtlich viele Jahre geübt haben musste.
Agatha und Akiko gingen, nachdem sie sich vom Darsteller via feurigem Kuss, den sie ihm nur aus der Ferne geb konnten, verabschiedet hatten, an andere Örtlichkeit, wo eine Tänzerin, die zufällig auch Agatha Collins hieß, einen scharfen Strip hinlegte. Zum Schluss war sie komplett nackt und wenn ich sage nackt, dann heißt das splitterfasernackt. Was Wunder, dass auf einmal Charlie Collins illuminiert wie immer, antanzte. Er randalierte herum, dass es nicht zum Anschauen war. Bis er Agatha erkannte: „Hey Mädel, wie geht’s? Schon lange nicht gesehen!“ Es war ihr furchtbar peinlich, ihn so zu sehen – wie hatte sie sich nur mit ihm einlassen können, ihn sogar heiraten können, das versoffene Schwein!
„Und wen haben wir denn da? Meine Kirschblüte! Kon’nichiwa!“, lallte er. Akiko strafte ihn mit Verachtung. Agatha sagte: „Gehen wir jetzt!“
Charlie heftete sich an ihre Fersen, aber sie waren rascher, zumal er stolperte und hinfiel. Er rief ihnen Unfreundlichkeiten nach, aber da waren sie schon dahin. Sie gingen in die Disco „Tabu London“, wo der Disc-Jockey sich unter anderem Folgendes auflegte:
Hello Sunshine
(Lied von Bruce Springsteen)
Had enough of heartbreak and pain
I had a little sweet spot for the rain
For the rain and skies of grey
Hello sunshine, won’t you stay?
You know I always liked my walking shoes
But you can get a little too fond of the blues
You walk too far, you walk away
Hello sunshine, won’t you stay?
Da gab es kein Halten mehr – Agatha und Akiko gingen in ihr Hotel, kaum waren sie auf ihrem Zimmer, gingen sie in‘s Bett miteinander. Als sie ordentlich erschöpft waren, sagte Agatha mit letzter Kraft: „Morgen kaufe ich Dir bei ‚Victoria‘s Secret‘ in der Old Bond Street Reizwäsche, die sich gewaschen hat, anders als Deine funktionale Unterwäsche!“ Und sie, nachdem sie sich etwas ausgeruht hatten, am nächsten Tag erwarb für Akiko die feinsten, edelsten und verführerischen Dessous aller Zeiten – da waren vor allem ein C-String, Hemdchen und Netzstrümpfe. BH brauchte sie nicht, weil sie flachbrüstig war. Darüber der Hosenanzug, den sie schon beim letzten Mal gekauft hatten. Agatha ging für diesmal leer aus, da ihre Schränke voll waren mit Reizwäsche jeglicher Art.
Charlie Collins trudelte auf einmal wieder ein, für seine Verhältnisse weniger besoffen als normal – und er war pflegeleicht, das hatte seinen guten Grund, den er nicht verriet. Er war gar nicht sicher, ob er das wirklich erlebt hatte, oder ob er sich nur einbildete. So gar nicht sicher.
Er hatte (in seinen Träumen oder in der Realität) jemanden umgebracht. Das Opfer lag aber unzweifelhaft da – daran war nicht zu rütteln. „Nicht schon wieder – nach James Cagney mein eigener, wenngleich geschiedener, Mann.“, nörgelte Agatha. Sie und Akiko kamen überein, dass es keinesfalls Charlie gewesen sein konnte – so ihr Gefühl. Den Mörder mussten sie noch suchen…
(under construction)