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UNENDLICHE WEITEN – Leseprobe 4

Dreizehnter Abschnitt

Symphorosa bettelte den Admiral an. Sie wollte zu Besuch auf ihren Planeten zurückkehren. „Was, so bald schon. Wir sind doch eben erst gekommen.“, sagte Mischa. „Ich fürchte, Du musst allein reisen. Ich gebe Dir η-Eta Carinae mit, Du wirst Dich mit der Besatzung dort gut verstehen.“ Seine Pferdefrau flötete: „Kannst Du nicht mit mir kommen!“ Darauf er, ungewöhnlich scharf: „Du musst zur Kenntnis nehmen, dass hier umfangreiche Arbeiten auf mich warten!“

Symphorosa empfahl sich also und Kurylenko blieb allein zurück – mutterseelenallein, das stimmte nicht ganz, er hatte noch seine Maschinenfrau. Er schaltete sie wieder einmal, sie begrüßte ihn herzlich und dann schliefen sie miteinander, ganz langsam, wie es Mikhail (zum ersten Mal nannte sie ihn bei seinem Vornamen) wollte. Sie harrte anschließend der Dinge, die da noch kommen sollten. Aber vergeblich…

Der Admiral hatte sich hingegen vorgenommen, ohne Sergeant Ositanachi beim Würfel vorbeizuschauen. Es war ein Wunder – der Kubus war unversehrt, nicht so wie er ihn verlassen hatte. Dazu hatte die Grabungsarbeiten entdeckt, was seine besondere Aufmerksamkeit erregt hatte. Er warf seine Uniform ab und fing an, zu buddeln. Bald stieß er auf die Tür oder das Tor.

Er öffnete und war beeindruckt, was er da sah – eine unterirdische Stadt quasi!

Er eilte durch die leeren Hallen und die mit Maschinen vollgestopften Räume, bis er dann die Skulptur ausmachte, von der er sich über die Konsistenz nicht sicher war. Da erlebte er, dass sich die Typen – es handelte sich um eine nackte Frau und um einen nackten Mann – bewegten und gleich einen Koitus hinlegten. Und sie ließen ein Dacapo folgen und noch ein Dacapo und noch eines. „Hat Ihnen Ihr Kumpel schon berichtet, was hier zu sehen ist?“, fragte die Partnerin. „Und wenn wir davon schon reden, hat Ihnen Ihr Kumpel nicht gesagt, dass auch Sie nackt zu erscheinen, und nicht in Unterhosen!“, ergänzte sie. Der Admiral, der als solcher nicht zu erkennen war, zog sich aus.

„Jetzt gefällst Du mir besser!“, sagte die Partnerin. „Zumal wenn Du gut bestückt, wie Figura zeigt!“ Und dann trieben es die Beiden. „Vergesst mich nicht!“, monierte der Partner lüstern. Und so hatten die Beiden auch Sex miteinander. Kurylenko ganz und gar erledigt. Partner und Partnerin vergnügten anschließend noch einige Male, wie um zu zeigen, dass ewig so könnte.

Der Admiral, der seine Unterhosen wieder angezogen hatte, aber dadurch nicht weniger lächerlich aussah, strebte dem Ausgang zu. Partnerin und Partner fielen in den Dämmerschlaf zurück, in dem bei sie der Ankunft Kurylenkos verharrt waren. Der Admiral tauchte aus der Unterwelt wieder auf, staffierte sich mit seiner Uniform aus und ging aus dem Wald in Richtungs seines Raumschiffs hinaus. Er beschloss, niemanden etwas von seiner Entdeckung zu sagen, insbesondere Ositanachi nicht. Jetzt waren es schon zwei, die ein Geheimnis bewahrten. Den Sergeant behielt Kurylenko besonders im Visier – was mochte der mit seinem Wissen anstellen, ja, wollte er überhaupt etwas anstellen, oder war es nur Wichtigtuerei, was ihn antrieb.

Ositanachi war völlig arglos bezüglich der Möglichkeit, dass der Admiral sein Geheimnis entdeckt haben könnte. Aber was soll ihn beunruhigte war die Tatsache, dass Kurylenko an allen Ecken und Enden herumschnüffelte. Da konnte es leicht sein, dass er rein zufällig das Mysterium aufspürte. Daher ging er dem Admiral klammheimlich nach und prompt begegneten sie einander. „Was machen Sie hier?“, fragte Kurylenko zornig. „Anstatt auf Ihrem Posten zu sein. Ich verlange eine schlüssige Erklärung!“

So blieb dem Sergeant nichts übrig als zu gestehen, was er beobachtet hatte. „Ich habe auch höchstpersönlich von dem, was Sie mir nicht zeigen wollten, überzeugt – das ist ein Hammer, was da zu sehen war. Umso schlimmer ist die Verfehlung! Sie gehen in den Arrest – Schluss mit ‚Frag‘ einen Sergeant!‘ Sie werden degradiert, dann wird Ihnen die Insubordination schon vergehen!“, bellte der Admiral.

Vierzehnter Abschnitt

Die Kapitänin von η-Eta Carinae, namens Gay Priscilla, hatte auf ihrer Reise zur Sacsayhuamán-Kultur gleich an Symphorosa herangemacht – und diese ließ es sich wohl gefallen. Gay sagte, dass die beste Überbrückung für lange Ausflüge dieser Art Sex sei, egal mit wem. Das Pferdefrau war dessenungeachtet durchaus attraktiv – Gay überschlug sich mit Komplimenten, sie hob ihre edle Figur hervor, das ebenmäßige Antlitz und die Geschlechtsteile am richtigen Fleck.

Sie hatte noch nie mit einem Stute gemacht (wobei sie die Bezeichnung „Stute“ vermied – das dachte sie im stillen). Mit einem Hengst auf dem elterlichen Bauernhof schon, da hatten ihre Freundinnen und sie fallweise Spaß an derart heimlichen sodomitischen Vorstellungen. Die Freundinnen und sie waren vornehmlich a tergo unterwegs – die Ausmaße des hengstlichen Penis waren denn doch zu riesig. Und Gay war schon begierig darauf, wie es wohl mit einem weiblichen Pferd sein würde.

Sie wurde nicht enttäuscht – und so amüsierten sie und Symphorosa sich für den Rest der Reise.

Symphorosa II., die Erbin der Obersten Gebieterin, schloss ihre Mutter Symphorosa I., die Oberste Gebierterin, in die Arme, im Beisein von Ephrosine, der Vögtin. „Wieso bist Du nach so kurzer Zeit wieder heimgekommen. Nicht dass ich mich darüber nicht freuen würde, aber wie geht‘s Deinem Mann – warum ist nicht nicht mit? Oder muss ich mir Sorgen machen?“, fragte Symphorosa I. Gay antwortete anstelle der Tochter: „Nein, nein, alles okay! Sie hatte nur wieder einmal Sehnsucht. Ihr Mann hatte nur soviel zu tun!“

Symphorosa I. warf natürlich entzückt, Symphorosa II. zu sehen, egal ob ihr Mann dabei war oder nicht. Sie stellte sie überall vor als Frau des berühmten Admirals, der von weitem, aus den Tiefen des Weltalls gekommen war, um sie zu freien. Sie gab Bälle, auf denen es hoch herging – Nacktheit war auf diesen Veranstaltungen Pflicht, bei der Erbin der Obersten Gebieterin wie auch bei der Obersten Gebieterin selbst und bei den Gästen dieser Events. Symphorosa I. hatte einen schmalen Eisenreif zum Zeichen ihrer Würde auf dem Kopf, aber das tat ihrer Hüllenlosigkeit im Prinzip keinen Abbruch. Es ging von Ball zu Ball, was die Ausgelassenheit nur steigerte.

Gay lachte sich bei dieser Gelegenheit einen feschen Hengst namens Rouven an (mit der für eine matriarchalische Gesellschaft durchaus unüblichen Bezeichnung „Seht den Sohn!“). Er befriedigte sie von Anfang an, wie gesagt, a tergo – sie suhlte sich in seinen Armen, war total „gedeckt“ und vergaß sogar fallweise ihre Pflichten als Kommandeurin des Raumschiffs. Sie war halbwahnsinnig in seinen Umarmungen und auch er war total enthusiasmiert von ihrer Schönheit, wie er sagte.

Aber sie fing sich rechtzeitig wieder, als sie die Heimreise antraten. Bevor sie die Geschwindigkeit von Warp 10 erreicht hatten, musste Priscilla eine Reihe von Obliegenheiten erfüllen. Aber wenn das Raumschiff bei diesem Tempo angelangt war, suchte es sich seinen Weg allein, was bedeutete, dass Gay wieder mehr Zeit für ihren Rouven hatte. Sie haben richtig gehört, der Hengst war mit an Bord.

Symphorosa hatte das Nachsehen, denn Gay war in Rouven über alle Maßen verliebt. Sie musste sich gedulden, bis ihr Admiral sie wieder in die Arme schloss.

Fünfzehnter Abschnitt

„Was gibt‘s Neues?“, fragte Symphorosa, nachdem sie von ihrer Reise zurückgekommen war. „Es gibt Neuigkeiten bezüglich der unterirdischen ‚Stadt‘, von der Du noch gar nichts weißt!“, sagte der Admiral, er war noch immer ganz erregt, auch wegen der Insubordination seines Sergeants, die ihm unerklärlich schien.

Das Hören und den Wunsch nach einer Besichtigung der „Stadt“ äußern, war für Symphorosa eins. Die Dämme waren gebrochen, insofern jeder Mann und jede Frau aus der Crew das Geheimnis sehen wollte. Es gab Listen, die aufgelegt wurden, um den Ansturm zu bewältigen – aber natürlich hatte die Pferdefrau die Nase vorn. Dabei hatte Kurylenko noch nichts über die Hauptattraktion erzählt, das Pärchen.

Und dann stand Symphorosa vor der Skulptur und war enttäuscht. „Warte – bevor Du sie nicht in Aktion gesehen hast, sag gar nichts!“, sagte der Admiral. Das Pärchen erwachte zum Leben und hatte Sex miteinander, dann noch einmal und noch einmal, bevor die Partnerin erklärte: „Da staunst Du, was! Wir können ad infinitum so weitermachen! Bis einer von Euch einspringt, sei es bei mir oder meinem Partner!“

Symphorora begriff als Erste (bis auf Kurylenko und den Sergeant, die das schon einmal mitgemacht hatten), worum es hier ging und sie stellte sich gleich zur Verfügung, mit dem Partner zu koitieren. Der Admiral war nicht schlecht eifersüchtig, vor allem in welcher Geschwindigkeit sie einverstanden war. Allein er wollte sich vor versammelter Mann- beziehungsweise Frauschaft keine Blöße geben und so machte er gute Miene zum bösen Spiel. Als dann Symphorosa und die Partnerin es miteinander trieben, war es ihm zu bunt, zumal es sich ganz schön in die Länge zog. „Es warten auch noch andere Besatzungsmitglieder auf ihre Chance, einmal dranzukommen!“, sagte Kurylenko knapp, um sein geliebtes Wesen loszueisen.

Die vorbereiteten Listen wurden abgearbeitet. Der Admiral war noch immer ein wenig eifersüchtig auf Partnerin und Partner, obwohl er selbst das Vergnügen genossen hatte und überdies sein eigenes Maschinengeschöpf sein eigen nannte. Aber so sind die Männer – was sich für eine Frau geziemt, gilt scheinbar nicht für die Burschen, die sich jede Freiheit herausnehmen durften. Nimmt eine Frau sich das heraus, reagieren Herren der Schöpfung sauer.

Wie auch immer, die Lage zwischen Männern und Frauen war plötzlich vergiftet – und schuld waren Partnerin und Partner. Die konnte man (und im Gegensatz zum Maschinenwesen des Admirals) nicht ein- und ausschalten, sie funktionierten sozusagen automatisch, nachdem sie aufgeweckt worden waren. Die Situation beruhigte sich zusehends, nachdem im Prinzip keine Veranlassung bestand, außer einer momentanen Verstimmung.

„Business as usual – die Geschäfte gehen weiter!“, lautete der übliche Spruch!

Symphorora kriegte sich wieder ein und war dem Admiral erneut seine treue Gefährtin, wenn er nicht seine – durch künstliche Intelligenz erzeugte – Sozia in Anspruch nahm. Der eigentliche Kapitän des Flaggschiffes α-Canopus, Juan Pablo Garcia Aspe, hatte einen persönlichen Auftrag Kurylenkos zu erfüllen – er sollte herausfinden, was der genaue Zweck der unterirdischen Maschinen war. Da hatte er genug zu tun. Der Admiral wollte aber nicht wieder einen treulosen Mitarbeiter und so war seine Wahl auf Aspe gefallen. Der Ex-Sergeant Ositanachi saß noch immer im Bau und nach Ansicht Kurylenkos sollte das auch bis auf weiteres so bleiben.

Ψ und Pak Sang-Ook vergnügten sich nach wie vor miteinander – sie konnten einfach nicht genug von einander bekommen. Ψ in „ihrer“ Rolle als Frau und Pak in ihrer eigenen Rolle.

Sechzehnter Abschnitt

Aspe nahm sich die Maschinen gründlich vor. Das war gar nicht so einfach, denn in den seltensten Fällen erschlossen sich die Apparate direkt und unzweifelhaft, sowohl was die Form und was den Inhalt betraf. Bis auf die Tatsache, dass es sich um geniale Konstruktionen handelte, war für‘s Erste nichts herauszufinden. Der Kapitän musste jeder einzelnen Spur nachgehen, was viel aufwendiger als er sich das ursprünglich gedacht hatte.

Kaum dass er das erste Gerät notdürftig auseinandergenommen hatte (ohne wirklich zu haben, wozu es genau diente), kam auf einmal der Befehl: „Die α-Canopus wird startklar gemacht!“ Der Admiral flog gemeinsam mit seiner Frau und den übrigen Besatzungsmitgliedern, allen voran seine Signaloffizierin Pak Sang-Ook und Ψ und die übrige Crew (der Ex-Sergeant Ositanachi durfte mitkommen, aber im Bau), in die Wasserwelt – wieder mit Warp 10.

Dort angekommen, setzten sie sich in eine Blase, die sie unter der Wasseroberfläche in eine große lufterfüllte Halle führte, die ihnen schon bekannt war. Da kamen ihnen die aufgeregten Stimmen des Königs und der Königin des Stammes der Merpeople entgegen, die darüber stritten, ob die er sie betrogen hatte und das aus dem Grund, dass sie ihm immer fader vorkam. Nicht, dass sie sich komplett verweigerte, aber das Ergebnis, um das so auszudrücken, war mangelhaft. Er sagte ihr klar, dass sich mit mehr Verve in‘s Zeug musste, andernfalls ließe sich scheiden – oder wie auch immer die entsprechende Vokabel in dieser Kultur lauten würde.

Und nicht nur das, er drohte, dass er sich mit jeder der jungen Meerjungfrauen in‘s Bett legen würde – mit Rücksicht auf seine Königswürde würden sie alles mitmachen, auch die perversesten Dinge, die er sich nur auszudenken mochte. „Streng‘ Dich gefälligst an und freudig, wenn ich bitten darf!“, erklärte er. „Sonst bin ich dahin!“

Der König der Meerwesen hatte insgeheim die feste Absicht, seine Königin ohnehin zu verlassen – er wollte nur den Beweis haben, wie weit sie gehen würde. Und es stellte sich heraus sehr weit, überaus weit, und dazu noch frohmütig (wenn auch nur gekünstelt). Sie machte gute Miene zum bösen Spiel. Und dann verlangte er, dass sie sich in eine winzig kleine Box zwängte, sodass der Kopf verschwand. Er ließ sie in dieser Position dunsten und begeilte sich an ihrem Anblick.

Der Admiral funkte dazwischen: „Wir sind auch noch da!“ Der König war unangenehm berührt, er hatte jetzt andere Sorgen. Mit Müh‘ und Not wandte er sich der Delegation zu. Er erwies der Abordnung den nötigen Respekt zu, indem er Kurylenko umarmte und auch Symphorora einen Kuss zuwarf. Die Kommunikation erwies sich insofern als schwierig als das Wasserwesen die Form eines umgekehrten Taucheranzugs mit Wasser innen und freie Luft außerhalb benützten musste. Aber so ging‘s einigermaßen.

„Wir sind zu Freundschaftsbesuchen durch alle Territorien des ‚Rates der konföderierten Planeten‘ aufgebrochen, um den Kontakt nicht abreißen zu lassen!“, erklärte der Admiral. „Aber wenn wir gerade ungelegen kommen, halt zu einem späteren Zeitpunkt!“

Der König erschien erleichtert. „Es ist tatsächlich ungünstig.“, sagte er. Und Kurylenko und seine Crew verabschiedeten sich, ein wenig pikiert. Die Wesnajshabdem-Kultur konnten sie zunächst abschreiben…

Der König legte seinen negativen Taucheranzug ab und kehrte in‘s Meer zurück. Er ließ seine Königin weiter dunsten und begeilte sich weiter an ihrem Anblick. Nicht sofort, aber immer stärker fühlte die Königin die Pein. Sie musste zuletzt irrsinnige Schmerzen ausstehen, so zusammengekauert wie sie war. Der König weidete sich an dieser Szene – er konnte gar nicht genug kriegen.