Main menu:

UNENDLICHE WEITEN – Leseprobe 8

Neunundzwanzigster Abschnitt

Die Vögtin Ephrosine hatte die Macht übernommen. Sie ließ über Funk ausrichten, dass weder Symphorosa I. noch Symphorosa II. zurückzukehren brauchten. Der relativ liberale Kurs von Symphorosa I. wurde in‘s Gegenteil verkehrt – ein straff organisiertes Regime griff Platz. Dazu gehörte auch ein neuer Name: Ephrosine I.

Die bürgerlichen Rechte wurden abgeschafft. Sie hatten ohnehin nur für Stuten gegolten, während für Hengste ein eingeschränktes Statut galt – nun also für alle Bewohner. Zusätzlich wurden alle Apfelschimmel in ein Lager eingesperrt – der Zeit auch alle schwarzen Pferde. Im Lager herrschten unglaubliche Zustände, es war kalt und eng, und die Rossäpfel stapelten sich zentimeterdick. Auch bekamen sie (Stuten und Hengste) nur einmal am Tag was zu essen.

Sie mussten im Steinbruch arbeiten, wo große Blöcke entstanden, die an anderer Stelle zu einem Palast aufgetürmt wurden. Dabei hatten sie mit ungeheuren Strapazen zu kämpfen, sodass viele von ihnen das Zeitliche segneten. Mit bloßen Hufen (ihre Vorderhufe hatten sich vor langer Zeit in Finger verwandelt), also mit den bloßen Fingern gruben sie die Steine aus, was nicht ohne entsprechende Verletzungen abging. Und wieder Tote!

Die Pferde (Frauen und Männer) starben wie die Fliegen. Sie hatten wohl nichts zu verlieren und so zettelten sie einen Aufstand gegen das Regime an. Aber das war gar nicht so einfach, die Anderen hatten die Waffen, und sie hatten die bloßen Fäuste. Der „Sklavenaufstand“ brach innerhalb kürzester Zeit zusammen, die Anführer (und das waren nicht wenige) wurden aufgeknüpft. Die ausgefallenen Arbeitskräfte waren so zahlreich, dass Ephrosine, der man das Problem persönlich vorgetragen hatte, die Notbremse zog. Zuckerbrot und Peitsche – so lautete die Devise: Wer brav arbeitete, sollte auch ausreichend zu essen, bei den Störrischen hatte man eine Rationskürzung vorgesehen. Und das funktionierte ganz gut.

Ephrosine hatte sich einen Palast gewünscht und da gab es genug Willensempfänger, die ihr zum Mund redeten. „Den Palast brauchen wir dringend! Schließlich kann unsere verehrte Monarchin nicht in einer X-beliebige Bleibe residieren!“, sagten die Ja-Sager. Die Nein-Sager hatten – mit Hinweis auf die bescheidenen Wohnung Symphorosas – das Vorhaben abgelehnt und wurden mundtot gemacht. Wie überhaupt das Neu-Sprech der neuen Machthaberin rigoros angewendet wurde – „Krieg“ bedeutete „Frieden“ und umgekehrt!

Und „Konzentrationslager“ bedeutete „Umerziehungslager“!

Dreißigster Abschnitt

Als Juan sich wieder etwas ausdachte, bezüglich Emanuela, war es ein Gangbang. Er hielt sich vornehm heraus, aber seine Kumpels, die er in der Mannschaft engagiert und die schon ganz begierig waren, Emanuela nackt zu sehen, standen zur Verfügung.

„Mein Name ist Hinz!“, sagte ein Kumpan. „Und meiner Kunz!“, sagte der andere. „Und meiner ist Rumpelstilzchen!“, sagte der dritte.

Und dann holten sie wortlos ihre Schwänze heraus und begannen, wie gesagt wortlos, in Emanuela einzudringen – einer in den Mund, einer in ihre Muschi, der dritte in ihren Hinterteil. Sie kam sich so benützt vor und so hilflos, drei gegen sie. Alles dauerte irrsinnig lange, zumindest dünkte ihr das so. Sie musste an die heiße Herdplatte denken, da war das genauso. Es zog sich hin, bis der Erste spritzte, und es dehnte sich, bis der Zweite seine Ladung loswurde – und der Dritte, der mit dem Arsch, war überhaupt ein Spätzünder. Hinz und Kunz und Rumpelstilzchen hatten es beileibe nicht eilig, zu einem Ende zu kommen.

Dann aber, als der Spätzünder die erste Welle noch nicht abgeschlossen hatte, begann Kunz schon wieder mit der zweiten Welle – er war sehr potent. Hinz schloß sich umgehend an – er war ebenfalls sehr leistungsfähig. Nur Rumpelstilzchen war froh, dass er überhaupt sein Sperma loswerden konnte. Emanuela hoffte, dass es jetzt Schluss sein würde und dass sie säubern konnte, aber weit gefehlt: Die Drei ließen ihre abgeschlafften Penisse an Ort und Stelle. Und Emanuela konnte die Wichse nicht herunterwaschen – sie kam sich so hilflos vor, so unendlich einsam.

Dann ging‘s auf ein weiteres Mal, jedenfalls für Hinz und Kunz. Emanuela ließ die Sache widerstandslos und vor allen emotionslos über sich ergehen. Sie wollte sich nur mehr reinigen und dann schlafen, in einen tiefen Schlaf verfallen, von dem sie hoffentlich nie mehr erwachen müsste. Hinz, Kunz und Rumpelstilzchen verabschiedeten: „Schön war‘s!“, riefen sie ihr aufmunternd zu.

„Ja, wenn man einen Gangbang mag!“, brachte Emanuela hervor. Und beschloss sie, spontan den Kapitän umzubringen. Dabei ging sie folgendermaßen vor: Sie kam ihm charmant, obwohl ihr nicht danach war. Sie becircte ihn und als er ganz entspannt war und nichts Böses ahnte, zog in all ihrer Nacktheit ein Messer – das hatte sie vorsorglich versteckt.

Sie stellte sich. Sie hatte als „Ausländerin“ bei der Frauen- und Mannschaft keine Gnade zu erwarten. Immerhin hatte sie ihren Goldglanz wieder…

Einunddreißigster Abschnitt

Symphorosa (I.) und Symphorosa (II.), die Oberste Gebieterin a.D. und die Erbin der Obersten Gebieterin a.D., hatten sich zwangsläufig mit ihrer neuen Situation abgefunden – allzu zwangsläufig, wie manche fanden. Aber einerlei – eine Rückkehr schien ohnehin ausgeschlossen. Das Comeback wäre außerdem mit der Aussicht eines Bürgerkrieg behaftet gewesen.

Die beiden Symphorosas waren – wie gesagt – ein Herz und eine Seele. „Da gehört schon mehr dazu, um uns auseinanderzudividieren!“, hatten beide unisono erklärt. Es ging ganz klar um den Admiral, der zwischen den Beiden stand – oder stand er daneben. Frauen sind praktisch: Technische Fragen überall, garniert mit dem „menschlichen Mann“! Wie, warum, weshalb, aus welchem Grund? Diese Problemchen sind zu beachten: Wie zum Teufel bringt man „menschlichen Mann“ dazu, nicht gleich schlapp zu machen? Warum ging es bei der alten Symphorosa in Ordnung, bei der jüngeren nicht – zumindest nicht gleich? Weshalb war umgekehrt die jüngere Symphorosa im Vorteil, wenn sie zuerst drankam? Aus welchem Grund konnte Mischa nicht beide gleichzeitig zufriedenstellen?

Ganz einfach – er wäre erdrückt worden!

Das hörte der Admiral sich ab, obwohl die Ausführungen nicht für ihn bestimmt waren. Die beiden Symphorosas waren so aufgeheizt durch die jüngsten Überlegungen, dass sie miteinander schliefen, in Form einer inzestuösen Beziehung, die sie nie zuvor gemacht hatten. Dabei verblasste Mischa, mit dem sie sich jeweils flach legen ließen. Sie vereinigten sich direkt – das war überhaupt das Größte!

Das dachten sich lediglich insgeheim, um den Admiral nicht zu beleidigen. Kurylenko war an sich nicht so mimosenhaft, aber da ging‘s um seine Ehre als Mann! Er kam sich so überflüssig vor, ähnlich dem Maskottchen von Aspe, Emanuela. Nun aber war Aspe tot.

Zweiunddreißtigster Abschnitt

Admiral Kurylenko tobte über den Tod, besser gesagt über die Hinrichtung Juan Pablo Garcia Aspe‘s. Wie konnte das passieren?

Kurylenko fühlte sich auch persönlich dafür verantwortlich — zu lange hatte er dem Treiben seiner Mitarbeiter nach ihrer Rückkehr teilnahmslos zugeschaut, weil mit den beiden Symphorosas beschäftigt gewesen war. Besonders das Schicksal von Aspe ging ihm nahe, nicht vielleicht weil er ihn außerordentlich sympathisch gefunden hätte, sondern weil man das nicht machte, seinen Kapitän umzubringen, zumal von einer „Ausländerin“. Gegen sie richtete sich der Volkszorn, egal wie berechtigt sie gehandelt hatte. Gerüchte waren von Anfang an in Umlauf, des Inhalt, was Aspe der Goldglänzenden angetan hatte. Aber es gab ein Exempel zu statuieren. Emanuela wurde in Haft genommen – da man sie aber nicht auf ewig einsperren könnte, würde sie bei nächster Gelegenheit zu ihrem Heimatplaneten abgeschoben. Das war Strafe genug.

Der Admiral suchte Ersatz für Aspe. Das war gar nicht einfach – bis er naheliegenderweise auf die Kapitänin von η-Eta Carinae, Gay Priscilla, stieß, die er für die Steuerung des Flaggschiffs als qualifiziert genug erachtete. Außerdem gefielen ihm ihre karottenfarbenen Haare (aber das tut hier nichts zur Sache – es war ihm nur persönlich wichtig). Er installierte sie offiziell, und ernannte gleichzeitig ihre Stellvertreterin zur Kommandantin von η-Eta Carinae. Kurylenko störte sich nicht daran, dass sie mit Rouven, einem jungen Hengst von der Sacsayhuamán-Kultur, liiert war.

Er fragte Priscilla noch einmal eindringlich, ob sie tatsächlich ein so großes Raumschiff steuern könne. „Ja!“, sagte sie rundheraus und knapp (ihre karottenfarben Haare ließ sie außen vor, obwohl ihr die bewunderten Blicke des Admirals nicht entgangen waren). „Und was machen Sie in ihrer Freizeit? Ich frage das nur, damit wir uns näher kennenlernen!“, versuchte er es mit Smalltalk.

„Ich habe meinen kleinen Hengst zur Verfügung, wann immer es mir passt!“, antwortete Gay. „Beneidenswert, meine Liebe! Ich wollte, ich könnte an seiner Stelle sein!“

„Aber Sie haben zwei Stuten -“ (jetzt war‘s heraus) „- die Sie beglücken können! Da hört man Einiges, sagt man -“, stotterte sie. „Wenn Sie Bedarf haben, es mit einem richtigen Mann -“ „Werde ich es Sie wissen lassen!“, kam ihre Antwort prompt und unmissverständlich.

Der Admiral, wieder ganz dienstlich: „Was ist als Nächstes auf dem Programm!“ „Ich werde mich so rasch als möglich einarbeiten!“, sagte die Priscilla. „Braves Mädchen!“, bekräftigte Kurylenkol