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Günter Grass

Die Blechtrommel

Inhalt

Die Blechtrommel versteht sich neben Katz und Maus und Hundejahre als Teil einer Trilogie, in der Danzig zum Schauplatz allen Geschehens wird.

In dieser Stadt hat Oscar Mazerath seine Jugend zugebracht. Das heißt, er hat nach der Machtergreifung Hitlers auch den Krieg miterlebt, ebenso wie die Geschehnisse um den Einzug der Russen, und auch die spätere unabwendbare Flucht und Vertreibung. Obwohl Oscar inzwischen in einer Heilanstalt seinen Platz gefunden hat, sind seine Erlebnisse durchweg absonderlicher Art; durch das Aufschreiben dieser Erlebnisse lässt er sowohl den Pfleger als auch den Leser gleichermaßen daran teilhaben.

Schon im Alter von drei Jahren hatte Oscar beschlossen, sich der Welt zu verweigern, einfach nicht mehr weiter zu wachsen, und hatte sich anschließend mit einem gewagten Sturz selbst in die gezielte Kleinwüchsigkeit befördert. Bedingt durch diese Tat bleibt er gerade 94 cm groß. Sein Lieblingsspielzeug ist eine Blechtrommel, ein Instrument, durch das der immer Kind gebliebene Oscar, der zudem noch ein bequemes und egoistisches Wesen hat, unüberhörbar geworden. Folglich ist er ein Außenseiter in der kleinbürgerlichen Erwachsenenwelt. Doch diese, die Erwachsenen, benehmen sich in der Tat nicht weniger kindisch und selbstsüchtig als er und geben sich gar verantwortungslos. Da nimmt es nicht Wunder, dass Oscar, weil er die Welt aus seiner Sicht sieht – eine Welt, die weder gefälscht noch verstellt ist – ebenfalls als pure Kleinbürgerverkörperung auftritt. Zuweilen wird durch ihn die Welt zumindest ins rechte Lot gerückt. Gerade weil er merkt, dass er stark ist – seine Verweigerung kommt einem Kraftakt gleich – verständigt er sich einzig durch seine Trommel. Mit ihr geht er gegen alles und jeden an, und weil seine Stimme darüber hinaus auch noch Glas zum Zerspringen bringt, bleibt er am Ende unbesiegt.

Zu Kriegsende begräbt Oscar seine Trommel. So bricht er symbolisch und abrupt mit seiner Künstlerlaufbahn, mit dem Ziel, nunmehr einundzwanzig und vernünftig geworden, auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Zumindest gedenkt er dies am Grab von Matzerath zu tun. Und doch lässt ihn die Kunst nicht los, er kehrt wieder zu ihr zurück, erst als Steinmetz, später als Modell und Schlagzeuger, um letztlich wieder zu seinem altbewährten Instrument zurückzukehren: Der Blechtrommel. Diesmal betreibt er diese Kunst professionell, es gelingt ihm sogar, noch in der Heil- und Pflegeanstalt Geld damit zu verdienen.

Vorher aber hatte der Händlersohn Oscar sein Leben bis zu seinem 28. Geburtstag in Paris erzählt. Fast 2 Jahre schreibt er in der Anstalt noch an diesen Aufzeichnungen. Doch im letzten Abschnitt ahnt er, wovor er sich am meisten fürchtet: Dass man Prozesse wieder aufrollen könnte, wirklich Schuldige finden und ihn, Oscar, freisprechen könnte. Damit wäre er der Welt wieder willkürlich ausgesetzt. Er überdenkt, was denn zu tun wäre ab dreißig, ob er heiraten solle, einen Steinbruch kaufen oder doch lieber auswandern. Und die grundsätzlichste aller Fragen, nämlich die nach seiner Identität, bemächtigt sich seiner wieder. In dieser Angst und in einer Rolltreppenvision begegnet ihm die gefürchtete schwarze Köchin, die für das Ende steht; da hat Oscar „keine Worte mehr.“