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Agentinnen und Agenten Leseprobe (2)

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Das Engagement der Wiener Gruppe, das vom obersten Boss des F.B.I. verfügt worden war, stieß in den unteren Rängen zumindest nicht auf ungeteilte Zustimmung. Wer war besser als „The Nation’s Primary Federal Investigative Service“ in jeder Beziehung, egal in welchem Zusammenhang? Und da sollten so dahergelaufene Europäer das Angebot, das zuhause bestand, überbieten!

Der Obergott wurde langsam ungeduldig. „Wer von Euch hat das zweite Gesicht, wer die Abstrakt-Rekonstruktion, wer die Gabe der Astral-Projektion? Und wer kann mir jemanden nennen, der kompetent in Sachen Empathie ist, oder der erfahren genug ist, um eine drohende Gefahr zu spüren, oder – jetzt kommt der Hammer – der imstande ist, andere Lebewesen bloß durch die Kraft seiner Gedanken zu lähmen? Ich sehe keinen einzigen, der das kann!“ Und er fügte hinzu: „Lasst Euch durch das zum Teil abenteuerliche Aussehen der Truppe nicht täuschen. Mir geht nur in diesem Fall nur um die Inhalte!“

Und so bezogen Fabian, Isabel, Larissa, Vanessa, Noah und Manuel ein streng geheimes, aber nicht minder geräumiges Gästehaus des F.B.I. Eva Ochsenknecht, vom Ensemble ehrfurchtsvoll als „Madame“ bezeichnet, kam insofern eine Schlüsselrolle zu, als sämtliche Aufträge über sie liefen. Dazu musste sie sich im Schnellsiedeverfahren den intensiven Überprüfungen unterwerfen, die das Bureau vorsah. Dank ihrer praktischen Intelligenz schaffte sie das spielend, zumal das Ganze für jemanden, der aus der „Alten Welt“ stammte, ein bisschen albern erschien.

Einerlei: Der F.B.I.-Chef wünschte sich auch gleich etwas: Eine Demonstration des zweite Gesichts!

Eva Ochsenknecht hätte es ihm direkt sagen können, aber sie kam ihrem Auftrag nach – getreulich alles Wort für Wort auszurichten. Fabian reagierte verärgert: So funktionierte das keinesfalls! Und überhaupt, was bildete der Kerl eigentlich ein, einen Beweis für die Fähigkeiten des Mediums zu verlangen. Er würde es schon sehen, wenn es so weit war – eine Schaustellung gab es nicht!

Die Ochsenknecht übermittelte seine Antwort präzise an den F.B.I.-Boss, wobei sie keine Furcht zeigte. Er war nicht eben glücklich mit dieser Auskunft, hielt aber an sich. In Wahrheit war er sehr zornig und aufgebracht. Was wölbte sich dieser Bursche derartig auf! Was sollten die dahergelaufenen Europäer – er zögerte an dieser Stelle: Genau das hatten seine Mitarbeiter ihm gesagt, bevor er sie zurückpfiff. Er verlor schlagartig das Interesse an der fremden Crew – sollten sich untergeordnete Beschäftigte darum kümmern.

Die Chance kam unvermittelt: Manuel und Vanessa traf es – den Lähmer und die Fachfrau für Persönlichkeitsmerkmale! Anlässlich einer Entführung, bei der alles verbockt war, was nur zu verbocken ist, hatten sie – natürlich unter Vermittlung von „Madame“ – Abhilfe geschaffen. Vanessa war es gelungen, in kürzester Zeit den Verbrecher aufzuspüren, worauf es für Manuel ein Leichtes gewesen war, ihn auszuschalten.

Was für eine Show!

Die mimosenhaften Bedenken waren wie weggeflogen, und auch aus der Chefetage war Zustimmung zu hören…

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Sadie Rodriguez war in freudiger Erwartung. Ihre Nichte kommt sie in Moskau in der Bolshoy Deviatinsky Pereulok besuchen – die „Nichte“ war aber niemand anders als Dena Smith, die sich eine Woche Urlaub genommen hatte.

„Die sieht ja aus wie die Monroe!“, sagten die Kollegen bewundernd und die Kolleginnen zum Teil neiderfüllt. Dabei hatte Dena, dem Anlass und der Temperatur entsprechend, ein eher schlichtes Outfit gewählt. Die Vorstellung beendete Sadie abrupt – das ging ihr zu schnell und zu weit, all die gedachten beziehungsweise offen geäußerten Anzüglichkeiten. Sie bugsierte die Smith in ihre privaten Zimmer, die ihr als persönlicher Assistentin des Station Chief der Central Intelligence Agency zustanden – ein Wohn- und ein Schlafzimmer samt Nebenräumen.

Dort fielen Sadie und Dena übereinander her, wie sie das schon bei ihrem ersten Mal getan hatten. Sie nahmen sich nicht einmal die Zeit, sich ordentlich frisch zu machen – so groß war ihr Hunger auf Zweisamkeit. Bei der Smith war es nicht verwunderlich, was sie „darunter“ trug, nämlich oben nichts und unten einen Hauch von einem Hös’chen. Wer wirklich überraschte, war die Rodriguez: sie hatte einen entzückenden String an. Und was das Größte symbolisierte: zur Feier des Tages verzichtete sie auf einen BH!

Das hinderte sie aber nicht daran, diese letzten Reste schleunigst abzulegen und sich aufeinander zu konzentrieren. Dena war gleich so scharf, dass sie sich aufbäumte.

Dann gingen sie’s langsamer an – sie hatten schließlich fünf Tage, wenn man Ankunft beziehungsweise Abfahrt berücksichtigt – und sie standen erst am Beginn dieser Frist. Die Ältere gibt ihre Erfahrungen weiter, insbesondere mit der sogenannten „Tribadie“-Stellung (dem griechischen Wort für reiben). Bei dieser Position kreuzen zwei gegenüber liegende Frauen die Beine und streichen ihre Geschlechtsteile aneinander – im Idealfall kommen sie sogar zum Orgasmus, und Sadie (und die Smith mit ihr) erreichte fast immer den Höhepunkt.

Am nächsten Morgen hatte sich die Rodriguez frei genommen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging sie mit Dena auf Entdeckungsreise – zunächst auf den Roten Platz. Sadie schärfte der Geliebten ein, dass es nicht gern gesehen wurde, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Zurückhaltung war hier vor Ort, anders als in Amerika, das Gebot der Stunde. Dena hatte kurz aufgebehrt, aber sich den Anweisungen der Freundin gebeugt.

Zum Trost gingen die Beiden ins Café Pushkin, und sie betraten eine Zeitkapsel! Selbst die vorrevolutionäre Sprachform der feudalen Gesellschaft war hier noch konserviert: Die Kellner, mit altmodischen Backenbart und Krawattentuch, sprechen einen vornehmen Mix aus russisch und französisch. Kostbare Bücherwerke zieren die Bibliotheksschränke bis zu den hohen Kassettendecken. Ein alter Aufzug bringt die Gäste vom Untergeschoss, dort, wo man seine Garderobe abgenommen bekommt, in die feierlichen Speisesäle bei live gespielter Violinenmusik hinauf.

Dena fühlte sich nicht wohl in diesem kostbaren Ambiente, sagte aber nichts. Sadie bekam es auch so mit, und sie brachen überstürzt auf. Eine nächste Station war das Warenhaus GUM zum Shoppen, aber dort schien das Interesse der Smith genauso wenig zu wecken sein. Sie drängte es nur nach Hause in die Botschaft.

Hier überließ sie sich bewährten Händen der Rodriguez…

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Alexander Alexandrowitsch Winogradow hatte die Schnauze voll, von Tatjana, die er insgeheim nur mehr Hure nannte, mehr aber noch von seinem Vaterland, das solche Typen wie Orlow hervorbrachte. Wie hatte das mit der Zeit aus dem Ruder laufen können, das mit der Russischen Föderation beziehungsweise mit der Sowjetunion?

Als er am Beginn seiner Schullaufbahn war, hatte Leonid Iljitsch Breschnew geherrscht, über ein Riesenreich, das sich von Berlin bis Wladiwostok erstreckte. Es waren die Jahre die einzigen der gesamten Geschichte der UdSSR, in denen diese keine internen Verwerfungen erfuhr. Auch die einfachen Leute konnten sich was ersparen und – was in unserer Konsumgesellschaft selbstverständlich erscheint – im Bäckerladen gab es wirklich und wahrhaftig Brot!

Zwar existierten die Oligarchen auch damals, die sozusagen im Geld schwammen und im Überfluss lebten – in einem sagenhaften Luxus. Auf der anderen Seite gab es die große Masse an „Muschiki“, die sich den kostspieligen, verschwenderischen, den normalen Rahmen übersteigenden, nicht notwendigen, nur zum Vergnügen betriebenen Aufwand gar nicht vorstellen konnten – aber für sie fielen zumindest die Brosamen dieses ungeheuren Reichtums ab.

Die politischen Bestrebungen nach Glasnost (Offenheit, Transparenz, Öffentlichkeit), wie sie untrennbar mit dem Namen Michail Gorbatschow verbunden ist, hat zwar den Ruf nach Perestroika (Umbau, Umgestaltung, Umstrukturierung) laut werden lassen – aber was sollte ein einzelner Mann gegen so viele offene und versteckte Wiederstände ausrichten. Seit langer Zeit schwindet die Fähigkeit Moskaus, andere Länder für die russischen Interessen zu gewinnen.

Ein Staat kann andere auf drei verschiedene Arten dazu drängen, seinen Interessen zu dienen: durch Zwang, durch Geld oder durch Attraktivität. Die spätere Regierung (seit 1991) hat sich für den Zwang entschieden – und dafür immer schärfere Sanktionen geerntet.

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Michelle Klimt war beim F.B.I. geblieben – trotz der empfindlichen Gehaltseinbußen und vor allem trotz der inferioren Aktivitäten, die sie in den Headquarters leisten musste. Sie arbeitete in der Buchhaltung „from 9 to 5“, danach kümmerte sich niemand mehr um sie.

Sie wohnte seit ihrem unfrteiwilligen Abgang in der Bronx, einer bekanntlich mittelmäßigen Lokation. Immerhin hatte sie den New York Botanical Garden in ihrer Nähe, den sie ab und an aufsuchte. Viel lieber ging Michelle in eine der zahlreichen kleinen Bars in der Umgebung, wo sie „Skip“ kennenlernte – einfach Skip, ohne Vor- und Zunamen.

Skip war ein außergewöhnlich schöner Mensch – erregend, von einer prickelnden Erotik, faszinierend, heiß, sinnlich, lasziv. Die Klimt fand ihn schlechthin zum Anbeißen! Und er – er pflegte zu sagen: „Attraktiv bin ich selber!“ Und dementsprechend waren seine bisherigen Angebeteten (Michelle bildete diesbezüglich keine Ausnahme) – begehrenswert nur hinsichtlich des Punctum Puncti, wenn Sie wissen, wie ich das meine.

Skip verdiente sich sein Geld als Modell für Unterwäsche. Das klingt nicht sehr ansprechend für das, was er wirklich machte: Er war Sexy Lingerie Model!

Am liebsten posierte er im C-String, da fühlte er sich so richtig als Mann, der seine Vorzüge wahrhaftig zeigen konnte – und die waren tatsächlich eindrucksvoll und hinterließen einen starken Eindruck. Auf seine neueste Freundin (nämlich Michelle) hinterließ er in kürzester Zeit das überwältigende Gefühl des Ausgefülltseins. Das hatte sie bis jetzt noch nie erlebt, dass sie nämlich auf eine animalische Weise glücklich war.

Das machte nichts, „denn klug bin ich selber“ (O-Ton der Klimt, ohne dass sie das jemals auszusprechen wagte, denn dann wäre Skip wirklich beleidigt gewesen). So blieb es beim Wechselbad aus ihrer geistigen Überlegenheit und jenem bisher nicht gekannten Gefühl der Üppigkeit und straffen Anspannung, die keine wie immer geartete intellektuelle Ablenkung duldete.

Skip war spirituell ein einfaches Gemüt und so konnte er sich wahnsinnig darüber aufregen, dass sein erregender Kopf und die wohlgeformten Beine abgeschnitten waren, wenn es sich um eine Abbildung in einem Katalog handelte. Auf diesem Niveau spielte sich ab, was ihn bewegte.

Er zog umgehend bei Michelle ein. Er hatte jetzt in einem himmelschreienden Quartier gehaust, das jeder Beschreibung spottete. Seine bisherigen Damenbekanntschaften bedienten sich wohl seiner „Dienste“, aber nie wären die feinen Ladys auf die Idee gekommen, das zu machen, was die Klimt für ihn tat. Dafür verlangte sie auch einiges von ihm: Sie verlangte Exklusivität von ihm, und auch seine gelegentlichen Ausflüge ins Stripper-Milieu (wo er sich völlig nackt präsentierte) sollten der Vergangenheit angehören.

Skip war unverzüglich mit Michelles Bedingungen einverstanden – zu groß waren die Vorteile, die er lukrierte. Nur mehr seriöse Arbeit war ungesagt (sofern man bei seinem Beruf überhaupt von solide Tätigkeit sprechen kann). Aber das sah die Klimt ja gerne selber – seinen Körper in sämtlichen Stadien der Entkleidung. Nur den letzten Fetzen an Garderobe zu sehen blieb ihr vorbehalten…

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Es ließ ihm keine Ruhe. Cosimo Zingarelli erforschte heimlich, still und leise die Plätze, an denen sich das bewusste Drama mit Dena Smith abgespielt haben mochte. Er lokalisierte vermutlich ungefähr die Stelle (er war für einen Schreibtischhengst gut im Spurenlesen), wo sich die Schießerei mit Patrick Kennedy ergeben hatte. Das war aber auch schon alles – einer genaueren Ortsangabe stand der mittlerweile stattgefundene Wildwuchs entgegen.

Dann suchte er Wozniak. Er hoffte, dass sich der Delinquent nicht bereits ins Ausland (und bedeutete Mexiko oder ein anderes Land Mittel- oder Südamerikas) abgesetzt hatte. Jede freie Minute – und von denen waren ihm nicht zu viele beschieden – verbrachte er auf freier Wildbahn, um den dringend Tatverdächtigen zu stellen und heim nach Jacksonville zu bringen.

Zoey Mathewson vermutete, dass er wieder eine seiner kurzlebigen Affären absolvierte. Sie hatte es längst aufgegeben, diese zu zählen – sie begnügte sich mit ihrer Funktion als Ersatzfrau, wenn es gerade niemanden anderen gab. Zu ihrer Überraschung sagte Cosimo diesmal: „Dann komm einfach mit, wenn du mir nicht glaubst!“ Das widersprach natürlich jeder Vorschrift, abgesehen davon, dass immer nur zwei Agenten eine Operation durchführen konnten – die Mitnahme irgendwelcher Zivilpersonen war „strictly prohibited“.

Sei dem, wie dem sei – über derartige Regeln setzte sich Zingarelli einfach hinweg, zumal er diese speziellen Aktionen ausschließlich in seiner Freizeit unternahm. Jetzt hefteten sich er und Zoey an Wozniaks Fersen, und das war problematischer, als er sich das vorgestellt hatte.

Zunächst kauften sie sich Camouflage-Anzüge, denn an den leicht zugänglichen Stellen, an denen man auch in Straßenkleidung das Auslangen fand, hatte Cosimo bereits nachgesehen. Außerdem mussten sie das Auto fallweise verlassen und zu Fuß weitergehen – durch unwegsames Gelände, das ihnen alles abverlangen würde. Das enthob sie allerdings nicht der alles entscheidenden Frage: Wo anfangen?

Da gab es eine wahre Fülle von Möglichkeiten, die sie nach der bewährten Monte-Carlo-Simulation abarbeiteten – der Erfolg war gleichwohl Null. Bis Zoey eine Idee kam: Während sie bis jetzt ihre Suche nur auf unter Tags konzentriert hatten – was wäre dann in der Nacht! Kaum war der Einfall geboren, gruselte sie. Weder Cosimo und noch Zoey hatten irgendwelche Erfahrungen, was sie da wohl erwarten würde.

Eines Abends machten sie sich auf den Weg – mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube. Längst hatten sie die Fahrstraße verlassen und waren per pedes weitergegangen. Ihre Stablampen leuchteten nur einen kleinen Radius aus und flackerten einmal hierhin und dorthin. Die Mangrovenwälder wurden immer dichter – es war bald kein Weiterkommen mehr. Dann standen sie plötzlich auf einer Lichtung…

Ein Feuer erhellte die Nacht. Ein einsamer Seminole-Indianer wiegte sich im Kriegstanz.

Nach langer Zeit sagte er: „Er hat unseren geheimen Friedhof geschändet, auf dem zuvor kein Weißer war! Ihr könnt‘ ihn jetzt mitnehmen!“ Damit verschwand er im undurchdringlichen Dschungel.

Was sich Cosimo und Zoey bot, war ein fruchtbarer Anblick – ein bis zur Unkenntlichkeit entstelltes Wesen, das hingestreckt auf dem Boden lag. Die Beiden sammelten die Überreste von Wozniak (den um den handelte sich zweifellos) auf, was mühsam genug war. Es dauerte eine hübsche Weile, bis sie ihr Auto erreichten.

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Die Woche war um und es ging ans Abschiednehmen für Dena Smith und Sadie Rodriguez. Die Spatzen haben es ohnehin schon von den Dächern gepfiffen – die Beiden waren ein Paar!

Die Damen in der Botschaft atmeten auf – wegen der wegfallenden Konkurrenz durch eine, die aussah wie Marilyn Monroe. Die Herren sahen es mit einem gewissen Bedauern – wegen der zumindest theoretischen Chance, die sich im Falle der Heterosexualität ergeben hätte.

Kein Wunder, dass sie sich rar machten – sie hatten besseres zu tun als Kaffeekränzchen und was da noch mehr war an „interessanten“ Tätigkeiten. „Da könnten sich manche ein Beispiel an uns nehmen, sowohl was verschiedengeschlechtliche Beziehungen betrifft, als auch, wie in unserem Fall, gleichgeschlechtliche – aber wir verraten nichts, schon gar keine Einzelheiten!“, sagte die Ältere.

Sadie dozierte weiter: „Dass Frauen Zärtlichkeiten lieben, ist kein Geheimnis. Da wundert es nicht, dass lesbischer Sex sanfter, verschmuster und vielleicht auch hingebungsvoller ist als mancher Hetero-Sex. Die Hände und auch Lippen und Zunge tragen enorm viel zum Liebesspiel bei, denn letztendlich besteht der größte Teil der lesbischen Erotik aus Petting und Vorspiel oder konkret: aus Streicheleinheiten und gezielter Stimulation der Lustpunkte. Auf diese Weise kommen sie ohne Penetration zum klitoralen Orgasmus.“

Dena kürzte das Verfahren ab: „Dann mach’s doch endlich! Wir haben schließlich nicht unbegrenzt Zeit!“ Und dann taten sie’s, ausgiebig wie nur – als ob es kein Morgen gäbe…

Am nächsten Tag fuhr die Rodriguez mit Leichenbittermiene die Smith auf den Scheremetjewo-Flughafen, von wo aus eine direkte Verbindung zum Miami International Airport ging. Sadie war äußerst kurz angebunden – sie mochte Abschiede nicht.

Dena war verwirrt. Bedeutete das jetzt das jähe Ende ihrer Beziehung. Die Freundin versuchte sie (soweit ihr in ihrer getrübten Stimmung möglich schien) zu beruhigen, indem sie sagte: „Du Dummchen – ich begehre Dich mit jedem Augenblick mehr! Darum bin ich so aufgewühlt!“ Und sie fiel ihr um den Hals und liebkoste sie herzlich, wobei sie die bis dahin in der Öffentlichkeit gezeigte Zurückhaltung fahren ließ – sie gab der Smith das, was in den USA als „French Kiss“ bezeichnet wurde.

Die Zollbeamten von Scheremetjewo waren Kummer gewöhnt und sagten sich: „Zwei verrückte Amerikanerinnen – was ist von denen schon erwarten als unzivilisiertes Verhalten vor Publikum: netsivilizovannyy!“

Und dann war Dena dahin…

Sadie Rodriguez hatte von Stund an ein freudloses Leben. Sie legte sich als Erstes mit ihrem Chef an, mit dem sie bis dahin im besten Einverständnis gestanden war. Der konnte es gar nicht fassen – diesen plötzlichen Sinneswandel!

Anthony Brown war verunsichert, zumal er sich Sadie völlig ausgeliefert hatte, was ja (dank der uneingeschränkten Loyalität der Rodriguez) bis jetzt kein Problem darstellte. Nun war sie ihm unversehens aufsässig, weil sie seine De-facto-Autorität nicht mehr anerkannte. Sie wollte nur bei Dena sein, und da das nicht möglich war (wovon hätte sie leben wollen),
benahm sie sich entsetzlich. In seiner Verzweiflung sprach sie ihr Vorgesetzter direkt darauf an, aber sie ihn dumm sterben.

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Michelle Klimt versuchte, Skip für Höheres zu begeistern. Sie erinnerte sich daran, dass sie in früherer Zeit ganz gerne in Galerien gegangen war und Konzerte besucht hatte. Das wollte sie jetzt wieder aufnehmen.

Skip trottete zwar brav mit, wie er das neuerdings immer machte (wenn er nicht gerade arbeitete), aber sein Spaß an der Sache hielt sich in Grenzen. Michelle hatte ihm einen Anzug – seinen ersten – gekauft, sodass er ganz passabel und irgendwie soigniert aussah, weil seine hervorstechendsten Utensilien verborgen blieben.

Dafür hatte sich die Klimt im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufgebrezelt bis zum Gehtnichtmehr. Skip musste zugeben, dass insbesondere ihr Busen, den sie ausladend zeigte, schon etwas hatte, was ihn begeistern konnte. Er war bis jetzt eher in die unteren Etagen vorgedrungen, „wo jede Möse mehr oder weniger gleich ist (Skips O’Ton)“ – er wusste es nicht besser, konnte in keiner Weise ahnen, dass es das Modell des Brillenetui gibt, den Strohhalm, den Entenschnabel, die Muschelwindung, um nur eine grobe Einteilung zu treffen. Und die schönsten Frauen haben nicht zwingend die hübschesten Vulvae!

Skip starrte, wenn sie eine Vernissage im „Smithsonian American Art Museum“ besuchten, Michelles Oberweite an, bis es direkt schon peinlich war. Er hatte ja sonst nichts zu tun, da er die gezeigten Bilder durch die Bank als langweilig empfand. Die Klimt musste ihm das noch abgewöhnen, wenn die Beiden nicht unangenehm auffallen wollten. „Jetzt nicht und dafür später, wenn wir allein sind!“, lockte sie. „Dann gibt es noch mehr zu sehen…“

Die Blicke der anwesenden Weiblichkeit waren trotz des eleganten Aussehens von Skip auf seine schlanken Hüften und auf das gerichtet, was sich vermutlich darunter abspielte – die Damen wussten genau, wo sie hinschauen mussten!

Eine tat sich besonders hervor – sie hatte ein rotes Kleid an, das mehr enthüllte, als es verhüllte. Sie war auf die Chaiselongue hingegossen – eine Menge von Verehrern drängten sich um sie. Sie flirtete unverhohlen nur mit Skip, ungeachtet der Tatsache, dass er nicht allein gekommen war. Vielmehr hatte sie nach kurzer Taxation festgestellt, dass ihr die graue Maus (nämlich die Klimt) nicht gefährlich werden konnte.

Da hatte sie aber die Rechnung ohne den Wirt oder vielmehr die Wirtin gemacht – Skip hielt eisern zu Michelle, quasi durch dick und dünn, da sie es war, die ihm als einzige ein Zuhause geboten hatte. Das wollte er keinesfalls aufs Spiel setzen.

Er unterhielt sich weiter mit der Klimt beziehungsweise sie redete und er beäugte weiterhin versonnen ihre Brust, trotz des eindringlichen Verbots. Die solcherart Abgewiesene drehte vollkommen durch – sie schrie durch die Gegend und entblößte ihre Möpse, worauf sie vom Ordnungsdienst vor die Tür gesetzt wurde.

Skip und Michelle nahmen sich kurz darauf ein Taxi, das sie wohlbehalten in ihr Heim brachte. Dort angekommen, machte die Klimt die Versprechungen wahr, die sie gegeben hatte, indem sie für Skip die intimsten Details offenbarte. Das ging weit über das von der bewussten Schönheit Gezeigte hinaus …

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Cosimo Zingarelli hatte gleich nach ihrer Rückkehr einen neuen Auftrag für Dena Smith: Die Erschaffung eines völlig Avatars mit Namen „Marilyn“!

Dabei kam eine überirdisch schöne Grafikfigur zum Tragen, die das ohnehin ganz bezaubernde Original noch übertraf – kein Wunder, denn es war eine Gestalt der virtuellen Welt! Das Wort leitet sich bekanntlich aus dem Sanskrit ab, woselbst Avatara „Abstieg“ bedeutet, was sich auf das Herabsteigen einer Gottheit in irdische Sphären bezieht.

Gegenüber dem Original (also Dena Smith), das bei genauerem Hinsehen schon eine Reihe von Schönheitsfehlern aufwies – was auch in liebenswerter Weise die einmalige Besonderheit darstellte – hatte die Replik keinen wie immer gearteten Makel. Sie war perfekt, untadelig, vollkommen und direkt steril.

Zingarelli hatte für alles vorgesorgt: Ein Computer, der abseits des Netzwerks des FBI funktionierte – eine sogenannte Stand-Alone-Application – stand bereit, mit allgemeiner Internet-Verbindung sowie spezieller Darknet-Konjunktionen (um neue Personen in das Darknet zu integrieren, müssen diese gewöhnlich von Teilnehmern eingeladen oder akzeptiert werden). Das Gerät war ein einfacher Laptop, sodass es überallhin mitgenommen werden konnte, und das zweite Merkmal war, dass es eine ungeheure Speicherkapazität hatte.

Die Smith wurde auf dem Apparat eingeschult und wie immer bei an sich naiven Personen klappte das prächtig, indem sie die Untiefen einer komplizierten Computer-Steuerung einfach nicht zur Kenntnis nahm. Sie fuhrwerkte einfach darauf los und – nachdem sie sich mit einigen Grundbegriffen vertraut gemacht hatte – absolvierte das mit wachsendem Erfolg.

Es ging kurz gesagt darum, die normalen Internet-Verbindungen dazu zu verwenden, um die Darknet-Konjunktionen zu provozieren, ihre Identität preiszugeben. Das kam dadurch zustande, dass sich Dena eine Reihe von verfänglichen Standardsituationen mit dem Avatar ausdachte. Dabei konnte sie die prekären Gegebenheiten ganz nach Wunsch gestalten – entweder Betrogene oder Betrügerin sein.

Beispielsweise lernt eine Frau einen tollen Mann online kennen, der ihr die große Liebe vorspielt. Im Lauf der Zeit kommt dann Konkreteres, nämlich die Geldforderungen…

Frauen wiederum locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Online-Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind. Im Lauf der Zeit – siehe oben…

Die Smith fand Gefallen daran, sich immer neue Umstände auszudenken, in die sie (aktiv oder passiv) hineingeriet. Sie verbrachte Stunden damit, sich die abenteuerlichsten Verhältnisse vorzustellen – hier setzte die Phantasie keine Grenzen, was ja auch den Gesetzen des World Wide Web entspricht. Und das Echo war gewaltig! Dena kam gar nicht nach mit der Flut an Anfragen. Und dann war da noch die Arbeit, die wirklich strafrechtlich relevanten Ereignisse herauszufiltern und zur Anzeige zu bringen.

Gottlob konnte sie das Gerät auch problemlos zu sich Hause nehmen und dort einfach anstecken. Was würde sich wohl Sadie Rodriguez denken, wenn die Smith so angestrengt arbeiten sah – würde die Freundin bedenkenlos akzeptieren, was sie tat…

(under construction)