Agatha Collins – Fälschung
Ken Rogers war ein Baulöwe – der üblen Sorte. Er betrog nach Strich und Faden seine Geschäftspartner. Diese aber waren um nichts besser als ihr Konkurrent. Und so gab es ein Hauen und Stechen um die besten Aufträge. Ken war aber der Beste.
Agatha Collins bekam den Auftrag von der Finanzbehörde – das Wasser musste dem „Amt“ schon bis zum Hals stehen, außerdem standen ihr Mittel und Wege zu Gebote, von denen das „Amt“ nur träumen konnte. Agatha ging gleich direkt auf Ken los. Sie setzte sich in eines seiner Lieblingslokale auf die Terrasse und wartete darauf, dass er sie ansprach. Sie hatte ein tief ausgeschnittenes Oberteil an, dazu noch einen extrem kurzen Rock. Er baggerte sie sofort an – dabei fiel der Spruch: „Kennen wir uns von irgendwoher?“
Agatha lächelte eher belustigt: „Das ist die blödeste Anmache von vielen! Aber das ist schon wieder nett!“ Sie forderte ihn auf, sich zu ihr zu setzen. „Haben Sie noch mehr von solchen Sätzen auf Lager!“
„Wollen wir uns duzen? Das wäre doch ein guter Anfang!“ Sie erlaubte es großzügig, um dann unmittelbar auf den waren Kern ihrer Ermittlungen zuzusteuern: „In welcher Branche bist Du tätig?“ Stolz erklärte er ihr, dass er sein Geld auf dem Bau verdiente – er hatte ein eigenes Architekturbüro. Und dann erzählte er bereitwillig von seinen Eskapaden.
„Womit verdienst Du -“ (man merkte seinen abfälligen Tonfall) „- Dein Geld?“ „Ich bin in der P.R.-Branche tätig und zusätzlich habe ich eine Lizenz als Privatdetektivin!“ Er lachte vergnügt: „Mit der Lizenz zu töten!“ Er konnte sich vor Belustigung nichts einkriegen.
„Und jetzt muss ich gehen.“, sagte Agatha, die nicht den Anschein erwecken wollte, als hätte sie Ken nicht zufällig getroffen. „War schön, mit Dir geplaudert zu haben.“
„Sehen wir uns wieder?“ „Was wird Deine Frau dazu sagen – Du bist doch verheiratet?“ „Meine Frau ist sehr tolerant! Also was ist: Werden wir uns wiedersehen?“ „Das geht mir alles zu schnell!“, hatte Agatha ihn am Haken. Er bettelte sie an. „Vielleicht nächste Woche, da habe ich mehr Luft!“ Und sie tauschten ihre Kontaktdaten aus. „Jetzt muss ich wirklich gehen…“ Sie hauchte ihm einen Kuss zu.
Agatha war zufrieden. Das hatte sich sehr gut angelassen – der Vorteil gegenüber der Finanzbehörde war offensichtlich. Wenn nun einer der trockenen Beamten (oder auch Beamtinnen) dahergekommen wären, sie hätten sie in dieser Zeit nicht annähernd so viel herausgebracht wie unsere Privatdetektivin. Und es ging noch weiter: Ken rief sie schon am nächsten Tag an, gleich am Morgen, als Agatha noch schlief. Schlaftrunken hob sie ihr Handy ab: „Was ist denn?“ „Ich hab‘s nicht ausgehalten ohne Dich!“
Der Mann verlor keine Sekunde – er war offensichtlich richtig scharf auf sie. „Okay – heute Abend, aber es kann spät werden. Du kommst zu mir, dann hat Deine Frau nichts zu meckern, aus dem einfachen Grund – sie weiß von unserem Date nichts. Und nun lass mich weiterschlafen!“ Sie legte das Handy abrupt auf. Agatha dachte nicht daran zu ruhen. Sie absolvierte ein volles Programm mit ihrem P.R.-Job, da musste sie picobello aussehen (sie sah immer picobello aus, streng formell, was die P.R.-Sache betraf, weniger formell bei ihren sonstigen Aktivitäten).
Zu vorgerückter empfing sie Ken – im Schlafrock!
Ihm fielen beinahe die Augen raus, so schön war sie. Sie war perfekt geschminkt – aber sie war im Schlafanzug! Er war kurz, sodass er nur das Nötigste bedeckte und sie hatte nichts darunter. Sie ließ auf die Schnelle einfach ihre Brüste aufblitzen, dann ihren Schoß, aber nur rasch. Ken war halbwahnsinnig vor Begehren. Er geiferte geradezu und dann ergriff er Besitz von ihr, obwohl Agatha sich gar nicht wehrte, aber das fiel ihm gar nicht auf. Er schlug ihren Schlafrock zur Seite, um zur Quelle seines Verlangens vordringen zu können – er war ein hübscher Bursche, sodass es ihr leichter fiel, sich verführen zu lassen. Auch wenn er weniger hübsch gewesen wäre, wenn sie es mit einem richtigen Ungustel zu tun gehabt hätte – sie war es ihrem Ruf als Privatdetektivin schuldig, auch ohne Rücksicht auf Verluste das Ergebnis zu präsentieren. Als Dame hatte sie es leichter, ihre fallweise Abscheu zu überwinden – ein Herr tat sich da schwerer, denn wo nichts ist, kann nichts werden.
Ken glitt erschöpft zur Seite und schlief sofort ein. Es war der große Auftritt Agatha‘s: Er hatte seine Unterlagen mitgebracht und diese achtlos abgelegt – und Agatha fotografierte sie unauffällig und kaltblütig. Als sie fertig war, ließ sie ihn noch eine Weile schlafen. Anschließend weckte sie ihn und er durfte noch einmal – sie wissen schon, und das ausgiebig, zumal er ein bemerkenswerter und nicht unansehnlicher Kerl war. Ken verabschiedete sich: „Jetzt muss ich nach meiner Frau sehen!“
Agatha machte sich über ihre Ausbeute her. Dabei fiel ihr auf, dass manche Gebäude „aus Papier“ waren, das heißt, der bauliche Zustand zu wünschen übrig ließ. Wo waren die Materialien geblieben, die für teures Geld verrechnet worden war. Da war etwas in den Unterlagen – der Beweis dafür, dass sich alles als eine Fälschung herausstellte. Agatha übergab das Konvolut der Finanzbehörde gegen das vereinbarte Honorar. Sie stellte lediglich eine Bedingung: Sie wollte bei der Verhaftung dabei sein!
Die Finanzleute waren bass erstaunt, sagten aber, dass sie nichts dagegen hätten. Frühmorgens war die Aktion geplant – Agatha hielt sich im Hintergrund. Das „Amt“ klopfte an die Tür, Ken machte verschlafen auf. „Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie! Kommen Sie mit!“, forderte die Instanz, es waren sechs an der Zahl. Ken bemerkte Agatha und es ging ein Licht auf – so blöd war er selbst bei Sonnenaufgang nicht, als dass er nicht gewusst hätte, wer hinter dem Ganzen steckte. Er rief ihr noch zu: „Das war aber ein toller Fick den Du mir zweimal gegeben hast!“
Den Sechs war das Erstaunen anzumerken, aber sie enthielten sich der Stimme. Ja, und Ken‘s Frau, die ebenfalls herausgekommen war, lernte sie bei der Gelegenheit auch von der Ferne kennen. Die Gnädige war noch attraktiver als Agatha…