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Kapitel 3

KAPITEL 3
(Glanz).
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Kapitel 3 – Vers 1

Die Prinzlinge wurden von Firmen aus dem In- und vor allem Ausland gerne angeheuert. Sie hatten ohnehin nichts zu tun außer Party am laufenden Band – da konnten sie im Vorbeigehen den einen oder anderen Coup landen.

Die Karriere von Kindern hoher chinesischer Parteikader in Beijing verläuft häufig äußerst erfolgreich: Zum einen können es sich ihre Eltern leisten, sie ordentlich ausbilden zu lassen. Deshalb studieren die meisten an Elite-Universitäten in den USA oder Europa. Aufgewachsen in komfortablen Funktionärswohnungen, ausgestattet mit Dienstwagen und gepflegt in Sonderkrankenhäusern des Militärs haben die Prinzlinge bessere Startchancen als ihre Altersgenossen. Nicht selten besitzen sie zudem einen ausländischen Pass oder zumindest eine amerikanische Green Card.

Niemand weiß, wie viel Geld und Gold Chinas rote Familien auf in- und ausländischen Konten angesammelt haben. Denn sie verstehen es meisterhaft, über komplizierte Firmenkonstruktionen und geänderte Namen Spuren zu verwischen. Allerdings haben chinesische Soziologen schon vor einigen Jahren nach langer Recherche herausgefunden: 90 Prozent aller chinesischen Milliardäre sind Kinder von Funktionären. Rund 2900 dieser Prinzlinge hatten ein Vermögen von insgesamt zweitausend Milliarden Yuan aufgehäuft. Vor allem im Finanzsektor, Außenhandel und auf dem Immobilienmarkt waren sie aktiv – als Firmeninhaber oder als Manager in großen Unternehmen. Von 3220 Personen, die mehr als hundert Millionen Yuan besaßen, waren damals nur 288 keine Kinder von hohen Funktionären.

Die Kommunistische Partei der VR China als Selbstbedienungsladen: Immer wieder mahnen auch parteiinterne Kritiker an, das Treiben zu stoppen, denn es löst Unruhe im Volk aus. Viele Sprösslinge höchster Mandarine haben zum Beispiel bei privaten Fonds investiert. Sie legen Milliarden an und kassieren dafür enorm hohe Prämien.

Jedoch scheint ein zweiter Faktor für die Karriere genauso ausschlaggebend zu sein: der Parteiadel. Das sind all jene Familien, die zum Kreis der Revolutionäre, Republikgründer und Kampfgefährten um Mao Zedong gehören. Dieser gesellschaftlicher Faktor durchzieht alle Fraktionen und viele dieser Prinzlinge genannten Verwandten sind durch ihre Parteibeziehungen entweder sehr reich geworden oder weit oben in der Polit-Hierarchie angekommen, in einigen Fällen trifft auch beides zu.

Chinesischen Spitzenpolitikern ist es offiziell nicht erlaubt Vermögen zu erben oder ein eigenes Unternehmen zu führen. Ihr Verdienst liegt angeblich bei umgerechnet 22.000 US-Dollar im Jahr. Ein Gehalt, von dem die Ausbildungskosten der Kinder nicht zu bestreiten sind. Verwandten ist Geschäftstätigkeit aber erlaubt, solange sie nicht von den politischen Verbindungen der Familie profitieren. De facto ist eine Trennung von politischen und ökonomischen Vorteilen und Netzwerken nicht umsetzbar.

Und da kam eine gewisse Yuan-Chan ins Spiel. Aus dem Nichts aufgetaucht (die Prinzlinge hatten zunächst noch die Nase gerümpft – sie passte nicht ins Schema) und in kürzester Zeit unentbehrlich geworden, hatte sie ihre Klientel um den kleinen Finger gewickelt, ohne dass nur irgendjemand etwas davon merkte. Sie hatte sich von der Pike auf hoch gedient. Scheinbar unterwürfig hatte sie die niedrigsten Dienste ohne Widerrede angenommen – ja so etwas wie Mord war kein Thema für sie.

Ja, er entwickelte sich geradezu zu einer Spezialität Yuan-Chans, zumal sie behutsam vorging – ihre Opfer (nur Männer wohlgemerkt) erlebten noch einmal, was Sex in Wirklichkeit darstellte. Am Höhepunkt des Liebesspiels ließ sie Yuan-Chan dann den Flammentod sterben: ein Euphemismus eigentlich. Denn die großteils älteren Herren waren nicht abgefackelt worden, sondern hatten sich einfach so aufgeregt, dass sie der Schlag traf.

Und das ging so: Man stieg eine Treppe nach oben und blieb in einem kleinen Raum ohne Fenster stehen. Der „Delinquent“ sah Yuan-Chan fasziniert zu. Schon als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, war in ihm der Wunsch aufgekeimt, diesen extrem schlanken Körper einmal nackt zu betrachten. Sie war noch schlanker, als er erwartet hatte. Um ihre Taille zu umfassen, hätte es gereicht, Daumen und Zeigefinger beider Hände zusammen zu legen, so wie Daumen und Mittelfinger für die schmalen Hüften gereicht hätten. Der Brustkorb war nur wenig größer, und die kleinen Brüste sahen sehr fest aus. Da sie keinerlei Unterwäsche trug, konnte er ihre haarlose Spalte sehen, die schon ungewöhnlich weit vorn begann.

„Ausziehen!“ Aus der Betrachtung des fantastischen Körpers gerissen, entledigte er sich so schnell er konnte seiner Kleidung. Überall auf dem Boden lagen Kissen und Decken herum. „Was ist das denn?“, fragte er. „Ein Fick-Tempel!“ Dann nahm das Schicksal seinen Lauf…

Die Vergleiche Orgasmus und Tod sind wiederkehrende Themen in Kunst und Literatur. In ihrem Gedicht „Gestern Nacht“ bedient sich Gioconda Belli ebenfalls dieser Bilder:

Gestern Nacht erst
warst Du wie ein nackter Kämpfer
der über dunkle Felsen sprang.
Ich auf meinem Beobachtungsposten
in der Ebene,
sah dich eine Waffe schwingen
und heftig in mich dringen.
ich öffnete die Augen
und noch immer warst du ein Schmied
der den Funkenamboss schlug
bis mein Geschlecht explodierte wie eine Granate
und wir beide starben im Mondsplitterhagel

Nur – übrig blieb in Wahrheit Yuan-Chan. Die sich in der Regel davonmachte, heimlich und bevor jemand etwas merken wollte. Und wenn sie dann davon ging in ihrem gedeckten Business Outfit, ihr Haar wieder wohl geordnet, ein dezentes Make-up aufgelegt, konnte niemand etwas anderes vermuten als eine Geschäftsfrau, die getaner Arbeit auf dem Weg nach Hause war.

Aber das war nur eine Facette in Yuan-Chans reichhaltigem Angebot. Der meiste Teil war wesentlich banaler, zum Teil sehr banal – beginnend mit den einfachsten Botengängen, aber bis hin zu komplizierten und heiklen Aktionen. Verschärft wurde die Lage tatsächlich durch eine Reihe mysteriöser Todesfälle, die in ihrer Umgebung geschahen und die einiges an Aufsehen erregten.

Worüber man sich wirklich berauschen konnte, waren die nicht großen Schwierigkeiten, denen sich die Stadt wegen einer verfehlten Stadtplanungspolitik bis heute gegenübersah, waren die wachsende Zuwanderung, die Luftverschmutzung, verursacht durch veraltete Fabrikanlagen und der ausufernde Verkehr, der die Stadt an den Rand eines Verkehrskollapses brachte und seinen Teil zur schlechten Luftqualität beitrug.

Im Winter herrschten Temperaturen bis zu ?20 Grad C und ein eisiger, aus den Ebenen der Inneren Mongolei wehender Wind. Der Sommer war schwül und heiß mit Temperaturen bis zu 40 Grad C, der kurze Frühling trocken, aber windig. Lediglich im Herbst regierte trockenes und mildes Wetter, die einzige halbwegs erträgliche Jahreszeit. Wenn der Wind aus dem Süden oder Südosten kam, war die Sicht gleich Null. Wenn der Wind hingegen aus dem Norden nahte, wird es im Winter sehr kalt, und im Frühjahr gibt es dann die Sandstürme.

Der Umbau der Hauptstadt und die Tilgung der Symbole früherer Regimes besaßen für die neuen Machthaber höchste Priorität. Um sich von der Vergangenheit zu befreien und eine moderne Hauptstadt des Volkes zu bauen, wurde ein Großteil der wertvollen alten Bausubstanz zerstört oder zweckentfremdet. So wurde zum Beispiel der Tempel der Gepflegten Weisheit zu einer Drahtfabrik umfunktioniert und im Tempel des Feuergottes wurden Glühbirnen hergestellt. In den 1940er Jahren besaß die Stadt noch 8000 Tempel und Denkmäler, in den 1960er Jahren war diese Zahl auf nunmehr 150 geschrumpft.

Das alles zählte nicht. Aber Yuan-Chans Affären bedeuteten etwas. Sie beschloss, sich Richtung Shanghai zu empfehlen.

Kapitel 3 – Vers 2

„Wir müssen reden!“, sagte Fenella.

Das war Panajotis gar nicht recht, er wollte, dass so bliebe – in Schwebe.

„Wir müssen dringend reden!“, beharrte sie.

„Okay!“ Sein Wiederstand zerbröselte, angesichts dessen, was ihm später am Abend noch bevorstand, wenn sie vielleicht wieder gnädig war und ihm einen Blow-Job verabreichen würde.

„Also reden wir…“, sagte er zögernd.

„Mit uns – wie wird es mit weitergehen! Ich muss das wissen!“

Da wusste er nicht weiter. Er starrte sie nur unverwandt an. Sie wurde ungeduldig und gereizt. Warum machte er jetzt einen Rückzieher, wo er doch sonst so gewandt und so weltmännisch war. Noch vor einiger Zeit brauchte man sich nur in die Augen zu schauen und wusste, wie’s dem anderen geht. Worte waren zum Verstehen nicht nötig. Was war jetzt anders. Oder war das nur ihre höchstpersönliche Sicht der Dinge?

Einerlei – schließlich mag man den anderen ja noch ganz gern, oder? Und ein klärendes Gespräch zu beginnen, würde alles nur wahnsinnig kompliziert machen. Da war Fenella schon wieder geneigt, ihre Ressentiments zurückzustellen und Panajotis einfach das geben, woran er sich wirklich interessiert zeigte: dass ihm einer einen blies…

Sie konnte es einfach nicht lassen. „Schatz, findest du mich zu dick?“ Bei diesem Satz gefriert den meisten Männern das Blut in den Adern. Antwortet der Liebste nämlich wahrheitsgemäß, dass er das nicht findet, so erregt das leicht ihr Misstrauen. Sie bohrte dann gern nach. Und wenn ihr Geliebter schließlich zugibt, sie tatsächlich schon schlanker gesehen zu haben, reagierte sie häufig verunsichert oder beleidigt. Dann ist die Quelle des Übels rasch ausgemacht – der Wunsch nach Romantik war bei ihrem Freund zu wenig ausgeprägt.

Und dann ist da noch die berühmte Frauenfrage: „Was denkst du gerade?“ Ein lapidares „Nichts“ lassen die wenigsten Damen gelten. „Man kann nicht an nichts denken! Ich möchte doch mit meinem Partner seine Gedankenwelt teilen.“ Warum ist es für die Kerle so schwer, darauf zu antworten? Ganz einfach: Weil die Schnöseln nun einmal nicht so gern ihr Innerstes nach außen kehren. Und weil sie es nicht für erwähnenswert halten, wenn sie gerade banalen Blödsinn im Kopf haben – wenn sie über die Farbe der Zimmerdecke sinnieren oder beim romantischen Sonnenuntergang am Strand den Schaltplan der kaputten Festplatte durchgehen. Selbst wenn sie an etwas Wichtiges denken, wollen sie es nicht unbedingt erzählen. Panajotis im Speziellen war häufig überfordert, wenn er über seine Gefühle sprechen sollte.

Aber auch für Fenella gab es No-Goes, die sie auf keinen Fall durchdiskutieren wollte. Die Top-Tabu-Frage ist die nach der Leistung zwischen den Laken. Mit „Wie war ich?“ lassen sich alle Lovestorys im Nu vergraulen – so eine Frage finden Bräute einfach nur unangenehm. Was jemand als gut im Bett empfindet, lässt sich nicht pauschal definieren. Denn für Gefühle oder Lust gibt es keinen Gradmesser. Wo die eine Frau beim Nachturnen des Kamasutras die Messlatte für guten Sex anlegt, ist die andere mit liebevollem Blümchensex zufrieden. Egal ob mit einem langfristigen Partner oder mit wechselnden: Im Laufe der Jahre verändert sich die Lust und die Vorstellung davon, was eine Frau scharf macht.

Mit ein bisschen Sensibilität und Aufmerksamkeit (aber beides hatte Panajotis einfach nicht) erübrigt sich das von selbst, das sollte heutzutage jeder Liebhaber wissen. Letztendlich haben das Bauchgefühl und das Unterbewusstsein so viel mit zu reden, das die Dinge für den Verstand nicht immer sofort begreifbar sind. Leider funktioniert das menschliche Gehirn etwas anders. Fenella wusste nicht, wie sie das in Kurzform erklären soll, aber die Gefühle kennen keine Trennung zwischen positiv und negativ, und wenn man sich immer nur aufsagte, was der Partner nicht haben durfte, dann denkt man unterbewusst, dass der Partner das haben musste.

Plötzlich kam sie zu der Erkenntnis, dass sie sich mit Hamish so einen Verkehr durchaus vorstellen könnte. Das war ihr nun schmerzhaft klar geworden – allein es kam nie dazu. Zu kurz hatte ihre Beziehung gedauert. Sonst hätte sie festgestellt, dass auch er dunkle Seiten aufwies. Namentlich seine Sexsucht war ihr völlig unbekannt – sie hatte lediglich etwas in diese Richtung geahnt. Aber unversehens machte sie sich bewusst, dass nur er es war, mit dem sie sich eine diesbezügliche Verstrickung erträumte (und dabei spielte es keine Rolle, dass nur mehr eine theoretische Chance zur Verwirklichung ihres Traumes bestand). Sie musste ja annehmen, er sei bei dem Massaker gestorben war.

Sie glitt in eine Schleife der Gleichgültigkeit gegenüber der Realität ab. Alles schien ihr von einer extremen Teilnahmslosigkeit gekennzeichnet – ein herrliches Nirwana. Da war es ihr egal, was Panajotis mit ihr anstellte. Völlig apathisch ließ sie alles mit sich geschehen. Das wollte er genau nicht – er war darauf erpicht, sie zu quälen, ihr Angst zu machen. Dabei ging er sehr brutal zu Werke, vor allem die Variation „jemandem einen blasen“, die Fenella extrem verachtete, weil die sie im Prinzip zu seiner Sklavin herunterdrückte. Es bedeutete die absolute und uneingeschränkte Gefügigkeit gegenüber einer Person, und wenn diese nicht die richtige war, handelte es sich nicht um die Inkarnation dessen, was sie wirklich wollte – wobei er nicht einmal halb so alt wie sie war, das sollten uns immer vor Augen führen.

Fenella schlitterte hinein in eine Phase der neuerlichen extremen Indifferenz. Waren da Drogen im Spiel, allein wie hatte Panajotis ihr diese verabreichen sollen – das konnte es nicht sein. Handelte es sich dabei um einen dämonischen Zauber, den er unbemerkt appliziert hatte. Sie schloss schon nichts mehr aus…

Erbebend, aber unfähig sich zu rühren, kam sie zur Erkenntnis, dass sie nicht mehr Fenella war – sie war wieder Hala (gleichbedeutend mit der Aura des Mondes). Hala, Hala, Hala hämmerte es in ihrem Kopf. Sie konnte an nichts anderes mehr denken – sie konnte nicht.

Jetzt war sie also geliefert, dachte sie. Wer weiß, wo Panajotis (wenn es sich überhaupt um seinen richtigen Namen handelte) wirklich herkam. Sie fühlte sich so machtlos. Ein Spielball seiner Willkür. Eine Todesahnung überkam sie. Wo war die überlegene, gebieterische Frau, die sich tough über alles hinwegsetzt. Sie bereute es jetzt, dass sie alle Vorsicht in den Wind geschlagen hatte – das eine und einzige Mal ihrem Gefühl gefolgt war.

Kapitel 3 – Vers 3

Er war zu ungeahnten Höhen emporgestiegen: der Pjotr Perwonatschaljnow!

Stets begleitet von der zickigen Kosmetikerin Cesarine und dem schwulen Charlot. Er hatte – seherisch – nicht zu viel versprochen: Rio, meine Liebe, Seychellen – Tokio – und irgendwann als Krönung New York! Mittlerweile waren sie in Rio de Janeiro angelangt, wo die 38 Meter hohe Christusfigur auf dem Gipfel des Corcovado missbraucht wurde, als Kulisse für anzügliche Fotos zu dienen. Da konnte Pjotr (da war nicht mehr viel übrig von dem alten Panigl) es sich leisten, das ganze Areal für einen Tag absperren zu lassen.

Es war Sommer und entsprechend heiß. Cesarine und Charlot erwiesen sich –angezogen in ein leichtes, aber geschmackvolles Outfit – als einzige wie aus dem Ei gepellt (wie sie das anstellten, blieb auf ewig ihr Geheimnis). Die übrigen Mitglieder der Crew, Männlein wie Weiblein, arbeiteten in den unterschiedlichsten Stufen der Entblößung, allen voran Perwonatschaljnow – er trug nur eine unästhetische Unterhose. Bei den Models verstand sich das Entkleiden von selbst, nur musste das Make-up ständig aufgefrischt werden, und auch der eine oder andere Schweißfleck war zu tilgen. Zu ihrem Glück hatten sie zwei Garnituren dabei, um zu wechseln, und außerdem gab es nicht sehr viel zum Changieren, wenn Sie wissen, was ich meine.

Er hatte die ganze Mannschaft im Sheraton Rio Hotel, das in der Avenida Niemeyer 121 im Stadtteil Leblon lag, untergebracht. In diesem doch sehr vornehmen Logis benahmen sich diese bunten Hunde nun sagen wir einmal vorsichtig ungewöhnlich – allein, eine Fülle von üppigen Trinkgeldern brachten die ärgsten Kritiker zum Schweigen: so luxuriös der Tempel auch war, durch äußerst großzügige Zuwendungen zersplitterte jeder Widerstand. Außerdem musste Perwonatschaljnow die Sache nicht selbst bezahlen, dafür hatten schon seine Auftraggeber, eine bekannte Zeitschrift der gehobenen Klasse, mittels eines großzügigen Budgets gesorgt.

Nach getaner Arbeit, ausgiebigen Duschen und einem bekömmlichen Essen (da hatte Pjotr seine Prinzipien und er wollte auf keinen Fall zunehmen) ging es ab ins Café del Mar, dem seit 1980 bestehenden lateinamerikanischen Abklatsch des Originals gleichen Namens in Ibiza. Es lag direkt am Strand, an der Copacabana, in der Avenida Atlântica, und brachte einen Mix aus Jazz, Blues und Bossa Nova, nicht zu vergessen die Liveauftritte von brasilianischen Duetten und Gruppen. Im Erdgeschoss sind die Bar und das Restaurant mit großen Fenstern, die auf den Strand hinausschauen, untergebracht. Auf dem ersten Stockwerk befindet sich der eigentliche Klub. Das Design wurde durch den brasilianischen Filmarchitekten Mauro Vicente ausgearbeitet. Da sind Wellen das beherrschende Element und ein ständig wiederkehrendes Thema in den Räumen des Etablissements.

Und da war eine gewisse Estefânia – sie hatte es Perwonatschaljnow (wie so viele vor ihr) angetan. Sie arbeitete als Nobelhure, was er aber zunächst nicht wusste. Da war er furchtbar naiv, um nicht zu sagen unbedarft: Er fühlte sich als kolossal, was er in gewisser Weise auch sein durfte, aber eben nicht bei Frauen. Erst langsam kriegte er mit, dass sie ihn nach Strich und Faden ausnahm und vor allem beim Sex etwas vormachte, was in der Form gar nicht existierte. Als er nach geraumer Zeit draufkam, war er nicht vielleicht ungehalten oder gar empört.

Er war ja daran gewöhnt, die Damen als bloße Objekte (und nicht als Subjekte) seiner Begierde zu sehen, als Gegenstand der Geilheit, als die Personen, auf die sich die Lüsternheit richtet, als jemanden, der zum bloßen Konstru?kt des geschlechtlichen Appetits gemacht wird, der nur dazu benutzt wird, sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen – das war der Angel- und Kardinalpunkt!

Heute wird gelegentlich darüber diskutiert, ob sich Frauen selbst zum Lustobjekt machen, als Beispiel werden junge Sängerinnen genannt, die sich in der Zurschaustellung ihres Körpers überbieten – macht sich die Frau da nicht immer mehr selbst zum bloßen Gegenstand? Einen Schritt weiter gehen die Gesellschaftskritiker, und sie prophezeien seit langem den Untergang der westlichen Welt, weisen auf Babylon und das Römische Reich hin, die aufgrund ihrer sexuellen Ausschweifungen, verbunden mit einer perniziösen Dekadenz zugrunde gingen. Sie sehen uns wegen dieser exzessiven fleischlichen Zerstörungswut und dem sich ständig steigernden Angebot an Abnormitäten bereits vor dem Abgrund der vorhergesagten biblischen Apokalypse stehen, der Untergang scheint in ihren Augen unausweichlich.

Der jahrzehntelange Kampf der Feministinnen, die Würde der Frau zu schützen, führte letztlich nicht dazu, dass sexuelle Darstellungen mit hohem pornographischen Potenzial sich heute verringert hätten. Ganz im Gegenteil, der Perversion in den Medien sind fast keine Grenzen mehr gesetzt, gilt es doch ständig, den Kitzel des Begehrens mit immer neuen, noch anregenderen Bildern zu entfachen. So behaupteten kürzlich die amerikanische Juraprofessorin Catharine MacKinnon und die Schriftstellerin Andrea Dworkin, dass Gewalt gegen Frauen bedeutet, dass ihre bloße Existenz schaden würde, selbst dort, wo bisher nicht nachgewiesen werden konnte, ob und inwieweit tatsächlich eine körperliche Zerstörung angerichtet wurde, und forderten radikal, die Abschaffung jeder Form von Pornographie und Perversion.

Von diesen spitzfindigen Überlegungen war Pjotr meilenweit entfernt. Er wollte nur „Spaß“, koste es, was es wolle. Da mochte er noch so draufzahlen – er ignorierte einfach die Tatsachen, schlicht die Wahrheit, dass er immer scheitern musste. Schon allein der Umstand, wie er mit dem Problem umging, war evident daneben. Schwer lag er nun auf Estefânia. Er stieß hart in sie hinein und er konnte ihrem Gesicht ansehen, dass sie – anders als sie das womöglich geplant haben sollte (sie wollte ihm nur geschäftsmäßig etwas vormachen) – richtig heiß war. Langsam begann sie echt zu stöhnen, während er sie hart fickte. Er war so geil und von animalischen Trieb erfüllt, dass seine Zunge überhaupt keine Hemmungen mehr kannte: „Du kleine Schnecke, ich bums dich bis zur Bewusstlosigkeit. Wem gehörst du, sag´s mir!“

Sie passte sich willenlos seinen Liebesstößen an und keuchte: „Dir, dir und deinem Schwanz!“. Pjotr richtete sich auf, zog sie an ihn und stieß noch fester zu. Er drückte seine Lippen an ihr Ohr: „Ja genau, du gehörst mir, nur ich darf mit deiner Pussy ins Bett gehen!“ Das riss Estefânia wahrscheinlich aus ihrer Trance. Sie besann sich auf ihre eigentliche Rolle als Liebesdienerin – spielte ihm schon wieder etwas vor. Er biss fest in ihren Nacken und stieß mit jedem Spritzer Sperma wieder zu, es war so ein geiles Gefühl und in jenem Moment wünschte er sich, dass sie für immer sein eins würden…

Perwonatschaljnow hatte genug – er entließ sie mit einer fürstlichen Summe. Plötzlich dachte er an Cora, die sich ihm nie hingegeben hatte, so sehr er sich das gewünscht hatte. Trotz verstärkter Intimität (immerhin musste sie sich vor ihm komplett entkleiden) kam es nie zu intimen Beziehungen. Sie war später mit ihrem Mann, dem Professor Marenkovic, ins Bett gestiegen, das war eine Selbstverständlichkeit. Als dieser aber seinen Lebenswandel partout nicht aufgeben wollte, und das bedeutete, dass er hinter jedem Rock her herlief. Mit meiner Wenigkeit hatte sich – zunächst schmollend – angefreundet.

Pjotr ging, nachdem er geduscht und ausgiebig gefrühstückt hatte, in den nahe gelegenen Jardim Botânico. In diesem herrlichen Park gibt es mehr als 7000 Pflanzenarten auf 140 Hektar Fläche, wobei besonders eine Allee mit majestätischen Königspalmen eindrucksvoll ist. Es war sein Privatvergnügen, mit dem er das wirklich große Geld zu verdienen hoffte, wenn er nur von Auftragsarbeiten jemals de fa?cto unabhängig war. Er suchte und fand immer wieder derartige Locations wie den Botanischen Garten, verriet aber nichts.

Kapitel 3 – Vers 4

Lieber war Yuan-Chan in Shanghai, was auf Deutsch „hinaus aufs Meer“ bedeutet. Die Stadt wurde und wird „Tor zur Welt“, „Paris des Ostens“, „Drachenkopf-Metropole“ oder „Perle des Orients“ genannt. Ab 1918 war die Stadt der Wirkungsort des Revolutionsführers und Staatsmannes Sun Yat-sen. Der britische Schriftsteller Aldous Huxley hatte 1926 in keiner Stadt je einen solchen Eindruck von einem dichten Morast üppig verflochtenen Lebens wie hier. Shanghai wurde zum Synonym für Sünde und Reichtum. Auch der Kommunismus in China fand in Shanghai seine Wurzeln, lange bevor er in Beijing Fuß fasste. 1915 begann Chén Dúxiù mit der Herausgabe der Zeitschrift ‚Jugend‘, die später unter dem Namen ‚Neue Jugend‘ (Xin Qingnian) großen Einfluss auf die Bevölkerung ausübte.

Yuan-Chan sah über die Probleme Shanghai leichten Herzens hinweg, so da waren (heutzutage ähnlich wie in Beijing) die hoffnungslose Überbevölkerung und schwere Umweltprobleme, wie Smog, Lärmbelastung und die Verschmutzung der Flüsse. Eine Renaissance erleben aber auch viele soziale Probleme, von denen gedacht wurde, die Kommunisten hätten sie nach 1949 für immer beseitigt. Arbeitslosigkeit, Drogenmissbrauch und Prostitution weisen ein starkes Wachstum auf.

Aber das machte Yuan-Chan nichts – im Gegensatz zu Beijing betrachtete sie alles durch eine rosarote Brille. Und das verdankte die Stadt nicht zuletzt einem Etablissement namens „Paramount“.

Das Paramount befand sich in der Yuyuan Road 218 in Jing’an, einem der inneren Stadtbezirke Shanghais. Erschaffen in Art Deco Stil durch den Architekten S. J. Young, fertiggestellt im Jahr 1933 von einer Gruppe chinesischer Bankiers, wurde es zu einem Treffpunkt für die wohlhabende Elite der Gesellschaft von Shanghai. Der Ballsaal bestand unter den ursprünglichen Besitzern, bis sie in Konkurs im Jahr 1936 anmeldeten. Was für ein Abstieg: 1937 hatte man ihn in einen billigen Taxi-Tanzsaal mit chinesischen Tanz-Hostessen umgewandelt – so blieb es bis 1949.

Aber es kam noch schlimmer: Im Zuge der Kommunistischen Revolution wurde das Paramount geschlossen und später widereröffnet als Red Capitol Cinema, in dem maoistische Propagandafilme gezeigt wurden. Infolge der Kulturrevolution wurde das Gebäude stillgelegt und vergessen. Yuan-Chan, die ursprünglich aus Shanghai stammte, lernte das Gebäude ursprünglich zunächst nur in seinem geschlossenen Zustand kennen.

Und es dauerte bis 2001, als ausgerechnet taiwanesische Investoren 3 Millionen $ riskierten, um den Veranstaltungsort zu renovieren und den Ballsaal im alten Glanz – mit rot-goldenem Décor – erstrahlen zu lassen. Im Dezember 2006 hatten es die Eigentümer satt, mit sinkenden Einnahmen konfrontiert zu sein, so dass sie beschlossen, im zweiten und dritten Stock eine Disco zu eröffnen. Nur im vierten Stock verblieb alles beim alten.

Und dieser vierte Stock hatte es Yuan-Chan angetan. Da führte sie – statt in Beijing üblichen Business-Kostüms (der alte Mao-Look gehörte längst der Vergangenheit an) – ihren Cheongsam vor. Dieses Kleidungstück hatte schon die Phantasie nicht nur des Fernen Ostens, sondern ganzer Generationen von Amerikanern und Europäern seit den späten 50er Jahren beflügelte, man mochte an Suzie Wong von Richard Mason denken: hoch geschlossener Kragen, Knöpfe oder Schlaufenverschlüsse an der Schulter, und an den Seiten Schlitze, wobei vor diese Öffnungen, die nicht hoch genug sein konnten, die Imagination entzündeten.

Und Yuan-Chan genoss das, dieses Ambiente schwerfälliger Décadence, von vorrevolutionär Schwüle…

Und hier hatte sie ihren heimlichen Liebhaber kennengelernt, er war ein einfacher Junge von der Straße. Seit ihre Eltern und auch die Großeltern väterlicher- wie mütterlicherseits in der Kulturrevolution umgekommen waren, kümmerte sich er rührend um sie, auch wenn sie ihrerseits Tage und Wochen, manchmal ein halbes Jahr in Beijing verbrachte, wohin er ihr partout nicht folgen durfte. Er hatte ein durchaus ähnliches Schicksal erlitten, was sie beide zusätzlich zusammenschweißte.

Yulin – so hieß der Knabe – wollte im Gegensatz zur gültigen Staatsdoktrin („aufbauende“ Literatur, die sich fest im Griff der offiziellen Parteipolitik befand) die uralten Gesänge wiederbeleben. Begünstigt wurde die Lyrik allerdings auch durch den besonderen Charakter der chinesischen Schrift. Die Schriftzeichen, die anders als unsere Wörter keine Veränderung erfahren, wenn sie eine andere grammatikalische Funktion erhalten, und darüber hinaus immer mehrdeutig sind. Sie eignen sich in besonderem Maße für Gedichte, die wie kaum eine andere literarische Kunstform mit Doppelsinn, Mehrdeutigkeit und der Aufforderung zur Interpretation arbeitet. Wer seinen Worten nicht eindeutig die Kennzeichnung Verb oder Substantiv, Singular oder Plural, Vergangenheit oder Zukunft zu geben gezwungen ist, ja wer es sich erlauben kann, offen zu lassen, welche der vielen Bedeutungen eines Wortes gemeint ist, der kann natürlich trefflich Verse schreiben. Und dies haben die Chinesen weidlich ausgenutzt.

Und das ging zum Beispiel so:

Das Gedicht stammt von Xu Hui (627-650). Es betitelt sich „Im Norden ist eine Schönheit“ und zählt zu den schönsten, was chinesische Dichtkunst je hervorgebracht hat. Nichts ist vollkommen, schon gar nicht die Übersetzung vom Chinesischen ins Deutsche, obwohl man sich hier bemüht hat, und dennoch ist es ein Abschlag sondergleichen:

Seit jeher gilt sie als einzigartig
Sie sagt von sich selbst, sie bringe Städte zum Einsturz
Weidenblätter knospen zwischen ihren Brauen
Pfirsichblüten wachsen auf ihrem Gesicht
Sie schüttelt das Handgelenk, ein Goldarmband klingelt
Sie dreht ihren Schritt, ein Jadereif klappert
Ihre zarte Taille past zu den kostbaren Strümpfen
Ihr rotes Gewand ist prunkvoll gewebt
Wir ahnen es, ein Blick von ihr wiegt schwer
Schätze sie nicht zu gering ein, ihre schwingenden Hüften
(Freie Übersetzung)

Und Yulin begann, selbst Gedichte im alten Stil zu schreiben – ohne die geringste Aussicht, sie je veröffentlicht zu sehen. Ja, er musste schon froh sein, wenn er nicht in die Fänge des Ministeriums für Staatssicherheit (Erstes Büro / Hauptabteilung Inland) geriet. Die Leute dort waren überall und nirgends…

Sex

Zu Beginn bricht die Kellnerin Mulan mit ihrem Freund Wu.
Nach dem Ende dieser Beziehung flieht Mulan.
Auf der Insel lebt sie bei Rong.
Die eine lockere Beziehung mit dem Tauchlehrer Kueng führt.
Mulan zeigt Rong die Geschichte.
Mulan erkennt darin das Buch, an dem Wu
Während ihrer gemeinsamen Zeit geschrieben hatte.
Eine andere Richtung zu wählen –
Um zu einem anderen Ende zu kommen.
(Freie Übersetzung)

Im Paramount spielten sie „Hernando’s Hideaway“, das ist ein „Show Tango Tune“, der sehr weit weg von allem und jedem war. Es war eine Enklave von Yuan-Chan und Yulin (wobei er gar nichts verstand, bis auf die Melodie, die ins Blut ging).

I know a dark secluded place
A place where no one knows your face
A glass of wine a fast embrace
It’s called… Hernando’s Hideaway… Ole
All you see are silhouettes
And all you hear are castanets
And no one cares how late it gets
Not at Hernando’s Hideaway… Ole
At the Golden Fingerbowl or any place you go
You can meet your Uncle Max and everyone you know
But if you go to the spot that I am thinking of
You will be free… to gaze at me
And talk of love
Just knock three times and whisper low
That you and I were sent by Joe
Then strike a match and you will know
That you’re in Hernando’s Hideaway…
Oh just knock three time and whisper low
That you and I were sent by Joe
Then strike a match and you will know
That you’re in Hernando’s Hideaway.

Es wurde ihr Abschiedsgeschenk. Da hatten sie schon – jeder aus einem anderen Motiv heraus, sie, weil ihr der Boden unter den Füssen zu heiß geworden ist, er, weil ihm die allgemeine Repression auf die Nerven ging – beschlossen, sich ins Ausland abzusetzen.

Kapitel 3 – Vers 5

Jetzt haben wir schon einige Zeit nichts von Fabian gehört. Er war Winfried Winkler schon über den Kopf gewachsen, im Wortsinn und auch im übertragenen Sinn. Er hatte sich längst – wenigstens innerlich – von seinem Mentor gelöst, während die Sache äußerlich und vordergründig zunächst unverändert blieb. Er schlief sogar das eine oder andere Mal mit Winkler, wobei das frühere Charisma ihrer Beziehung kurz aufleuchtete. Ein gemachtes Nest zu verlassen, fiel ihm nicht leicht, zumal er seine Ausbildung, wenigstens bis zur Matura, noch nicht abgeschlossen hatte. Nur dass der Junge, wenn der Lehrmeister gerade nicht hersah, die Augen vordrehte und angewidert drein blickte. Es fiel Fabian immer schwerer, die Contenance zu bewahren – und das kam so…

Er hatte in der Schule (am Akademischen Gymnasium in Wien-Innere Stadt) ein Mädchen kennengelernt, was an sich nichts Besonderes ist, da ja die Koedukation in Österreich seit 1975 herrscht. Nein, das Girl war aus einem anderen Grund ein Hit – ein Hit deshalb, weil sie schamlos war. Fabian konnte (im Alter von lediglich 16 Jahren) nur mit ihr ausleben, was insgeheim schon vorprogrammiert war – in einer Atmosphäre ständiger (angedeuteter oder tatsächlicher) Gewalt aufgewachsen. Er kannte ja nichts anderes.

Anné de Maizière, zwangsläufig in einem ähnlichen Lebensabschnitt wie Fabian, aber zahlreiche Untersuchungen bestätigen: Mädchen entwickeln sich schneller als gleichaltrige Jungs. Vielen Erwachsenen fällt dieser Entwicklungsvorsprung dann bewusst auf, wenn ihre Babys aktiver werden. Denn dann beginnen Sie ihre Umwelt neugierig zu erforschen. Egal ob es um motorische oder geistige Fähigkeiten geht – die jungen Damen stecken die Boys in allen Bereichen in die Tasche.

Noch dazu war sie trotz ihrer Jugend mit einem zweifelhaften Ruf ausgestattet. Sie hatte zwar bis jetzt eine gediegene Erziehung genossen, aber nur mit fremdem Personal, während die Eltern, die beide Geschäftsleute waren (und vornehmen Opernringhof logierten), sich um die Tochter nur in Umrissen kümmerten. Aber das hatte dazu geführt, dass sie frühzeitig moralisch total verwahrloste. Sie machte – trotz der sündteuren Outfits, da ließen sich die Altvorderen nicht lumpen – einen nuttigen Eindruck. Bei Tag hatte sie ein vorzugsweise weißes Kleid an, das scheinbar Unschuld demonstrieren wollte – aber die Art wie Anné die Klamotten anhatte, war ein Hingucker: so tief ausgeschnitten und dafür superkurz. Dafür trug sie zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ihren haarmäßigen Originalton, ein unscheinbares Brünett.

Sie hatte für den Abend einen Kleiderschrank voll mit Kostümen, um jedem das zu geben, was er wollte. Sie besaß für die Spätvorstellung eine supergeile blonde Perücke, die ihren Liebhabern erotische Imaginationen erfüllte. Auf die Frage, wer sie ist, antwortete sie: „Ich bin Aschenbrödel, Schneewittchen, die Fee Pari Banu, die kluge Jungfrau, die Sklavin Harun ar-Raschids, die Nixe im Teich sowie Undine – ich bin das, was du möchtest.“

Anné fand, dass die Gesellschaft mehr Liberalität zeigen sollte, und einfach akzeptierte, dass ein Mensch etwas anzieht, was ihm gefällt. dieser Umstand sollte der Bewertung durch andere entzogen sein. Aber Achtung: Sie war eine heiße Nymphomanin und wollte immer Sex haben egal wo – sie suchte nur einen Seitensprung ohne jede Bezahlung. Sie lag sehr oft alleine in ihrem großen Bett, da kamen ihr schon seltsame geile Gedanken. Sie hatte viele verdorbene Ideen, die Freier mit ihr ausleben könnten, verschiedenes Outfit für diverse Spiele, Dessous sowie Lack und auch Leder, Strümpfe und High Heels waren vorhanden. Wenn jemand hinsieht, dem es gefällt – ihr war‘s egal. Wenn es jemandem nicht gefällt, soll er eben wegsehen!

Dabei konnte Fabian fast schon stolz sein: Er wusste genau, wo die Annés Klitoris lag. Viele Frauen sind nämlich entnervt davon, dass ihre Männer gerade von diesem Bereich weiblicher Anatomie wenig Ahnung haben. Nun ist jede Frau ein wenig anders gebaut und die Muschel ist nicht bei jeder leicht zu finden. Statt aber mit aufgesetzter Kennermiene herumzustochern, kann man sich von seiner Partnerin einfach zeigen lassen, wo genau vor Anker gehen musste.

Sich zu verlieben ist, nebenbei gesagt, eine Art von Wahn. Denn unter all den Partnern des anderen Geschlechts mag es einen geben, der am besten zu uns passt – aber niemals ist er hundertmal geeigneter als alle anderen. Dennoch blasen wir den Wert des einen über jedes Maß auf, wenn wir uns verlieben. Dafür gibt es aus einer darwinistischen Perspektive gute Gründe. Denn in einer monogamen Art ist es für das Überleben in der Wildnis unverzichtbar, so lange zusammenzubleiben, bis die Nachkommen unabhängig geworden sind. Dazu trägt diese verrückte Art der Liebe bei. Wir sind aber nicht in der Steinzeit – das war Annés felsenfeste Überzeugung…

Darum sind Luftschlösser so wichtig für unseren Sex. Sex-Fantasien – das klingt nach Geheimnis, nach Verbot. Ein heimlicher Film in unserem Kopfkino. Einige wagen es, ihre Sehnsüchte auch auszuleben. Andere schämen sich eher dafür, dass sie von Sex in Form einer Orgie, Fesselspielen oder der Nachbarin träumen. Sind Traumbilder ein Zeichen für unglückliche Partnerschaften? Nein – sie drücken oft das aus, was man sich in der Realität nicht eingesteht. Das ist kein Indiz für eine unglückliche Partnerschaft. Derartige Illusionen können auch ausdrücken, dass mein Geschlechtsleben gerade durch die Partnerschaft zunehmend freier wird. Sexualität ist in einer Partnerschaft wie eine Spielwiese. Hier können man spielend wachsen und über sich hinausgehen. Sexuelle Fantasien sind die Einladung dazu.

Fabian wusste mit dieser Art theoretischer Überlegungen nicht unbedingt etwas anzufangen. Da war sie ihm weit voraus. Er nahm die Figuren (so da waren Aschenbrödel, Schneewittchen, die Fee Pari Banu, die kluge Jungfrau, die Sklavin Harun ar-Raschids, die Nixe im Teich sowie Undine) ebenso wörtlich wie vordergründig – da war nichts Geheimnisvolles an ihm.

War Anné demgegenüber eine gespaltene Persönlichkeit? War sie gar schizophren? Das Gehirn ist üblicherweise sehr geschickt darin, seine Zweiteilung zu verbergen. Im Normalfall arbeiten die beiden Hälften so gut zusammen, dass sie ein einheitliches Bewusstsein erzeugen. Demnach gibt die rechte Hemisphäre als „Herr“ die Richtung vor, die sprachbegabtere linke Hälfte dagegen übernimmt es, dieses Tun in Worte zu fassen. Die rechte Hemisphäre sieht eher das große Ganze, die linke liefert Begründungen dafür und beherrscht die Konzentration aufs Detail.

Wir werden die Frage nach der Schizophrenie Anné de Maizières nicht beantworten können, nicht einmal das (viel allgemeinere) Problem der gespaltenen Persönlichkeit. Was sie wirklich bewegte, ist in der kleinen Moritat ausgedrückt:

Fuck Off Gentlemen

Die abgetriebenen indischen
Mädchen sind nicht mehr als
ein letzter Beweis
– keine Frage der Meinung
– auch kein Streit
Es ist Krieg zwischen Frauen und
Männern
Krieg zwischen Welten, sternenweit
voneinander
entfernt

Kapitel 3 – Vers 6

Professor Marenkovic: Er hatte gezeigt, wo der Hammer hängt! Er besaß seit jeher (noch von seinem Vater her) ein großes Haus in Wien-Währing, dort, wo die Villen sind, in Pötzleinsdorf. Vom Schafberg aus – mit stattlichen 390 Metern Höhe – kann man über ganz Wien sehen. Und hier war gleich das Anwesen des Universitätslehrers.

Er hatte mit viel Geschmack, das musste ihm der Neid lassen, die Einrichtung gegenüber seinen Vorfahren modernisiert – vom eher unsensiblen Ambiente war nicht viel übriggeblieben. Sowohl was den Innenausbau schlechthin betraf, als auch was die Fußbodenbeläge, die Tapeten, die Vertäfelungen und den Stuck anbelangte, war das Feinste und Edelste gerade gut genug. Bei der Beleuchtung wurde nicht gespart – eher im Gegenteil, wie überhaupt der technische Ausbau alle Stückchen spielte. Allein die Raumakustik war ein Traum.

Die Möbel im Herrenzimmer – des Professors ganzer Stolz – waren echte Rokoko-Stücke. Sie hoben das statische Rahmenwerk und die lineare Strenge des Barock auf und führte fast jedes Element in geschweifte und gebogene Formen über, zeigte sich überaus verspielt, entsagte der Symmetrie und erschien als Epoche der ausgeschmückten, schwellenden und schmiegsamen Eleganz. Um es den Damen mit den großen Reifröcken zu ermöglichen sich hinzusetzen, mussten zwangsläufig die Armlehnen zurücktreten. Die Sitzmöbel hatten fast immer geschweifte Füße und zeigten häufig Schnitzereien oder Metallapplikationen in Form von Pflanzen, Tierfüßen oder Muschelmotiven. Eine Neuentwicklung stellte die Chaiselongue dar, die einen Sessel mit seiner Fußbank zu einem Möbelstück verband.

In den Malereien zeigte sich eine Tendenz zur Verweltlichung, eine sinnliche Ästhetik und eine erotische und laszive Darstellung der galanten Welt beobachten. Der Wunsch nach einem Leben in Arkadien äußerte sich in Liebesszenen, stimmungsvollen Idyllen, bukolischen Landschaften und Festlichkeiten im Freien. Die Darstellung des galanten Lebens fand sich in dem neuen Bildtyp des Fête Galante besonders in den Bildern der französischen Malerei. Zu den großen Meistern des französischen Rokoko gehört Jean Antoine Watteau, von dem hatte Marenkovic „La Danse Champetre“ im Original, was ihn mit großer Genugtuung erfüllte. Sein Metier machte sich bezahlt…

Die übrigen Zimmer waren je nach Zweckbindung ausgestattet – aber immer auf das Gediegenste und Edelste. Bis dann Cora Weinberger in sein Leben trat. Er verließ sich von Stund´ an auf sie. Nicht dass er plötzlich seinen Sinn für das Gediegenste und Edelste verloren hätte, aber Cora hauchte dem Ganzen die letzte Magie ein – und sei es nur durch Blumen, die sie überall im Haus verteilte und jeden Tag erneuerte. Der Professor musste einräumen, dass genau das gefehlt hatte und dieser etwas sterilen Atmosphäre die finale Schönheit verlieh. Und so gab es tausenderlei Dinge, die die Attraktivität des Ambientes erhöhte, wie ein scheinbar zufällig aufgeschlagenes Buch oder ein schönes Foto oder ein anderes Requisit.

Da war aber darüber hinaus noch die Sache mit dem Sex. Cora spielte Marenkovic vorwiegend etwas vor – ganz selten stellte sich bei ein richtiger Orgasmus ein. Dabei hatte es so unbekümmert begonnen, bis sie dann zufällig erkennen musste, dass der Professor seine bisherigen Ambitionen ganz und gar nicht aufgeben wollte, wozu ein gelegentliches Pantscherl im bewussten Hotel in der Vorstadt gehörte. Unmittelbar nach der Hochzeit war sein Rückfall mit Waldi „passiert“, worauf Cora auf die Verwendung von Kondomen bestanden hatte. Mit den orgastischen Erlebnissen war es dann weitgehend vorbei, was den Herrn Gemahl nicht sonderlich zu stören schien. Warum sie dennoch nicht ganz von ihm lassen wollte, waren (ich muss es aussprechen) die beträchtlichen Ausmaße seiner Erektion – da wurde sie hin und wieder schwach. Sie aber musste sich zunehmend dazu zwingen, aber das ist ein zu hartes Wort, überwinden wäre besser.

Mit der momentanen Nebenbuhlerin (es folgten noch weitere und – nebenbei gesagt – immer jüngere, aber immer zwischendurch sozusagen Seitensprung ein Seitensprung zurück) ging die Hauptfrau eine vorübergehende Beziehung ein. Das war ein für meine Begriffe makabres Liebesverhältnis, was da stattfand. Es war geprägt von der Unterwürfigkeit Waldis gegenüber der Dominanz Coras, eine äußerst kompliziertes, um nicht sagen komplexes Verhältnis, indem die Servilität der einen auf die Unbeugsamkeit der anderen traf.

„Ich möchte vor allem nicht, dass je unsere Liaison herauskommt, namentlich gegenüber dem Professor!“ sagte Cora.

„Ja, Herrin, das ist auch mein Begehren…“

Hier unterbrach sie die „Herrin“: „Es ist nicht an dir, Wünsche zu äußern!“ Und Waldi wurde sofort gezüchtigt, allerdings ohne Spuren zu hinterlassen – da passte Cora genau auf. Sie intonierte plötzlich „Blu Notte“ von Paolo Conte. Ihre Rivalin verstand davon genau Null.

Ma non si usa, non si usa più
piuttosto dimmi: sulle note blue
cos’hai sentito dire?
Niente, lo so
immaginavo questo,
non ha importanza, tu
ritrovami, ripescami, sorteggiami…

Piuttosto dimmi: un po’ di tempo tu
ce l’hai da dedicarmi in una notte blu?
Blu blu blu blu

Portami a cena, o non si usa più
si usa, si usa, si
si usa, si usa, si

Tanti anni dopo, ti ricordi tu?
Du-du-du-du
du-du-du-du

Che scena, la vecchia scena
faresti bienne a stare con me
contento del novecento?
Maglio di niente, intanto sei qui

Non ho una lira, questa la realità
scusa, paga tu
scusa, paga tu

Non si guadagna con le note blue
du-du-du
du-du-du

Ancore un’altra caccia apache,
la silenziosa caccia apache
donna che sai di vincere tu
offri di più

Che vuoto, che grande vuoto
non ho sentieri in questa citta
che mani, che belle mani
falle parlare ancora con me

„Wieso verstehst du nichts! Dummes Ding! Ich kann mir keine andere Beschäftigung für dich vorstellen, als meinen Alten zu ficken!“ Da tat sie Waldi furchtbar unrecht. Immerhin studierte sie Medizin und war damit nicht so gehirnamputiert, wie Cora tat. Aber so vielschichtig, wie sich ihre wechselseitige Verkettung mittlerweile gestaltete, diverse Untergriffe inklusive, war die sexuelle Verbindung doch im Vordergrund. Das Versprechen hatte die dominante Figur in ihrem Spiel jedenfalls.

Mit meiner Wenigkeit hatte Cora ebenfalls keinerlei Anzeichen von Frigidität erkennen lassen, im Gegenteil wir schoben einiges an Glanznummern sexueller Befriedigung. Dabei konnte ich nicht einem ganz so großen Standarte wie Professor Marenkovic, aber wie das Sprichwort sagt: Dir nutzt die größte Flinte nichts, wenn du sie nicht bedienen kannst. Und wenn „Mann“ mit einem kleinen Penis gut umgehen kann, ist es sicher besser als einer mit einem großen, der nur irgendwie in der Gegend rumstochert. Im allgemeinen kommt es auf die Technik an – und die hatte ich in ausreichenden Maß.

Kapitel 3 – Vers 7

Thomas und Sabrina Reinthaler waren ein ganz normales Paar, verglichen mit dem, was uns hier schon untergekommen ist – an kaputten oder zumindest ausgefransten Typen. Sie wohnten in Simmering, dem 11. Wiener Gemeindebezirk, in der Geiselbergstrasse. Er war Facharbeiter in der Elektroindustrie, in einen Betrieb, der spezialisiert war auf die Produktion und den Vertrieb von Niederspannungsschaltgeräten. Sie war Verkäuferin in der Filiale einer großen Einzelhandelskette nicht weit von ihrem Domizil, während er eine ziemliche Wegstrecke in Kauf nehmen musste, um in die Arbeit zu kommen.

Wenn Thomas und Sabrina, die übrigens in den Dreißigern waren, miteinander schliefen (was drei- oder viermal die Woche stattfand), taten sie das ohne jede Phantasie – er oben und sie unten. Dabei handelte es sich bei ihnen um ausgesprochen schöne Menschen, Sabrina war überhaupt eine umwerfende Beauty, nicht so vollschlank, wie es derzeit (zumindest wenn den Magazinen folgt) die Mode ist. Sie war vollkommen epiliert – dafür wandte sie sich an eine professionelle Kosmetikerin, und hatte so nach der Enthaarung etwa vier bis sechs Wochen Ruhe. Sie plante nur einen schmalen Landing Strip ein, den pflegte und hegte sie wie ihren Augapfel.

Sie stand berufsbedingt zeitig auf, und noch früher, damit sie sich ins rechte Licht rücken konnte – abgesehen vom schon tadellosen Aussehen seiner Frau hatte Thomas den Vorteil, dass er sich nur mehr zum vorbereiteten Frühstück setzen musste. Da war es leicht, zu tratschen und liebkosen. Er war das, was man im Englischen als „handsome“ bezeichnet – ein attraktiver Bursche, stattlich und gutaussehend. Er war gut durchtrainiert, wobei zahlreiche Work-outs positiv ihre Spuren hinterlassen hatten. Dass er sich pflegte, war unter den herrschenden Umständen nahezu eine Selbstverständlichkeit.

Thomas und Sabrina hatten auch den einen wie den anderen Orgasmus – tendenziell nimmt ja die einschlägige Fähigkeit von Paaren mit zunehmendem Alter und zunehmender sexueller Erfahrung zu. Insbesondere Frauen lernen oft erst mit der Zeit, durch welche Stimulationen sie am besten zum Orgasmus kommen, und gewinnen mit zunehmender Erfahrung mehr und mehr Selbstbewusstsein, was hilft, die eigenen sexuellen Wünsche zu vertreten. Bei alldem handelte es sich immer um das rein technische Können – niemals war das Herz dabei, oder drücken es einmal milder aus: Gefühl war, und das galt für beide Seiten, höchst selten und dann nur in Ansätzen präsent.

Jedenfalls waren sie noch nie so weit gekommen, wie es der römische Dichter Ovid in seinen Ars amatoria beschreibt (abgesehen davon stand Latein niemals auf dem Stundenplan des Paares).

Tief durchbebe die Frau
im innersten Marke die Wollust,
Und es erfreue den Mann
gleiches Entzücken mit ihr.

Thomas‘ und Sabrinas Einfallsreichtum spielte sich völlig getrennten Sphären ab – hineinschauen durfte da niemand. Strengstes Tabu galt dabei.

Da mochte es sein, dass er insgeheim sich manchmal unten liegen und passiv über sich ergehen wollte, was da kam, während sie aktiv war. Thomas‘ Schwärmerei waren Handschellen – er versuchte sich zu befreien, aber sie sind zu eng eingerastet und zu stabil. „Mach mich wieder los!“, bettelte er zum Schein. „Lass mich deinen anderen Arm auch fesseln. Ich möchte dich einmal ganz hilflos ausgeliefert sehen.“ Ihr Mann ist einverstanden. Lachend schloss Sabrina die andere Hand auch am Bettgestell fest. Sie kletterte aufs Bett. Sie setzte sich breitbeinig genau auf seinen Schoss. „Du siehst so herrlich hilflos aus, da hat es mich gereizt. Die Vorstellung, dass du wehrlos bist, und ich mit dir machen kann, was ich will finde ich aufregend.“

Dann richtete sie sich auf, bewegte ihren Po auf seinem Schoss hin und her und umfasste seinen Oberkörper. Sie öffnete sein Hemd vollständig und streichelte seine nackte Brust. Dabei bewegte sie immer wieder ihre vier Buchstaben über seinem Schoß. Sie streichelte weiter seinen Thorax, ließ dann aber die Hand zu seinem Bauch gleiten. Sie spürte seine Unruhe, das stachelte sie noch mehr an. Sie beugte sich wieder nach unten und leckte an seinen Warzen.

Er schwieg, und Sabrina griff in die Hosenbeine und zog kräftig daran. Die Jeans rutschten nach unten und auch die Unterhose rodelte ein Stück ´runter und gab seine Schambehaarung frei. Sie griff nach seinem Slip und zog ihn dann ganz aus. Unschuldig lag sein Penis auf der Seite. „Wenn du einen Steifen bekommst, ohne dass ich deinen Pimmel berühre, musst du tun was ich will. Wenn er so bleibt wie er ist, mache ich dich los.“

Sabrina begann, sich auszuziehen. Schnell hatte sie ihre Klamotten abgelehnt. „Schau dir meine kleinen Titten an. Siehst du wie steif meine Nippelchen sind. Möchtest du sie nicht gerne verwöhnen, sie lecken und an ihnen knabbern. Oder magst du sie lieber drücken, sie zwischen deinen Fingern zwirbeln und mir ein wenig wehtun? Schau dir meinen Körper an. Siehst du meine Orchidee. Sie ist eng und sie ist feucht, und du kannst sie haben.“

Und so weiter… Und so weiter…

Da mochte es sein, dass sie die Hündchenstellung (diese wird von manchen Personen als animalisch empfunden) bevorzugte, weil die Frau auf allen Vieren kniet und der Mann von hinten in sie eindringt. Diese Position ermöglicht eine sehr tiefe Penetration, und deshalb kann diese Sextechnik sehr verschiedene Lustgefühle hervorrufen. Der Mann kann die Klitoris während des Eindringens leicht mit den Händen erreichen und dadurch die sexuelle Lust seiner Partnerin steigern. Er kann seine Hände aber auch über ihren gesamten Körper wandern lassen. Die Romantiker sind wahrscheinlich nicht unbedingt von dieser „Begattungstechnik“ begeistert, die keinen Augenkontakt zulässt.

Oder aber: Die berühmte Zahl (69) symbolisiert, wie die Partner liegen – nämlich umgekehrt, mit dem Kopf zu den Füßen, entweder seitlich oder übereinander. Der Mund befindet sich auf der Höhe des Geschlechtsteils, und die Partner stimulieren sich gegenseitig per Os. Im Klartext: Die 69er-Stellung ist also ein Oralsex für Paare, bei dem Fellatio (für ihn) und Cunnilingus (für sie) miteinander kombiniert werden. Jeder liebkost mit seinen Lippen und seiner Zunge die sensibelsten Körperstellen des anderen. Klitoris, Scheide und Penis werden gleichzeitig stimuliert, die Partner teilen ein Gefühl intensiver Innigkeit.

Bei diesen Phantasien blieb es – nie erlaubten sich Thomas und Sabrina Reinthaler in der Praxis mehr als, was das Stichwort ausdrückt: „er oben sie unten“. Dabei waren sie durchaus freizügig auf ihre Weise, sie schliefen beispielsweise sommers wie winters nackt, damit nur ja nichts beim Kuscheln im Wege stand.

Kapitel 3 – Vers 8

Yuan-Chan und Yulin flogen vom Shanghai Pudong International Airport – auf Weg dorthin bedienten sie sich der weltweit einzigen kommerziell genutzten Magnetschwebebahn, die sie in siebeneinhalb Minuten an ihr Ziel brachte – über Frankfurt nach Wien.

Yulin fragte nicht viel, was nahegelegen wäre – insbesondere woher hatte sie so viel Geld? Und woher konnte sie Englisch und Deutsch, bei ihrer angeblich minderen Herkunft? Oder war sie ein verkappter Prinzling? Er selbst konnte nur Chinesisch, musste sich erst mühsam durch die Fährnisse der deutschen Sprache kämpfen – obwohl er sich, wie sich herausstellen sollte, am Ende leicht tat. Das hatte seinen einfachen Grund: Er wollte sich in seiner neuen Muttersprache genauso gut ausdrücken wie in der alten – jedenfalls was Gedichte anlangte. Das war es, was ihn am meisten interessierte.

Yuan-Chan und Yulin nahmen sich eine kleine Wohnung in Wien-Josefstadt und waren zumindest vorerst zufrieden. Die damals relativ durchlässigen Einwanderungsbestimmungen erlaubten – jedenfalls sofern man reich war, aber das stellte nicht unbedingt das Problem für die beiden (jedenfalls was betraf) dar – die nahtlose Integration in die örtliche chinesische Community.

Gegen seine Geliebte war Yulin, genauso wie immer, von einer Liebenswürdigkeit, die ihresgleichen suchte. Er hielt sie an der langen Leine (was blieb ihm auch anderes übrig), suchte sie niemals zu überreden, wenn sie sich ihm nicht freiwillig eröffnete. Und so ging sie ihrer Wege, unbeobachtet, unkontrolliert, ungehindert, unbehelligt durch ihn. Wären da nicht die gemeinsamen verbrachten Nächte gewesen, voller tiefer Hingabe…

Ihre Tür stand einen Spalt weit offen, und Yulin schaute vorsichtig hinein. Man konnte nicht viel erkennen, sie saß im Sessel, der allerdings stand mit der Lehne zur Tür. Man konnte nicht genau erkennen, was sie da gerade machte, in der linken Hand hatte sie ihr Handy, rechts konnte man nur erkennen, dass sich der Arm bewegte. Und sie stöhnte leise!

Da entdeckte er neben ihr einen länglichen Spiegel an der Wand! Wow, was für ein Anblick. Sie lag versunken im Sessel, ihren Cheongsam auf Höhe des Bauches, und ihre Hand streichelte ihr Liebesnest. Immer wieder schaute sie auf das Handy, und bei jedem neuen Bild, das sie aufrief, wurde ihre Hand schneller. Yuan-Chan schreckte hoch und entdeckte Yulin an der Tür. Sie legte das Telefon zur Seite und schaute ihn mit einem lasziven Blick an.

Er öffnete seine Hose und seinen Slip – sein Penis stand steif im Raum. Sie legte ihren Cheongsam ab (sie hatte keine Unterwäsche an) und ihre Hand rieb wieder die süße kleine Lotusblüte. Sie war schön rasiert, lediglich ein kleiner Streifen Haare war noch da. Als sie seine Standarte sah, stöhnte sie auf und öffnete ihre Beine. Das nahm er als Einladung, ging in die Knie, und ohne irgendwas schob er seinen Schwanz in ihre Lustgrotte.

Nicht ein Wort kam über beider Lippen, sie blickten sich nur an. Er packte sie an den Oberschenkeln, legte ihre Beine über seine Schultern, und stieß sie nur noch lustvoll. Ihre Nippel schienen – trotz aller Winzigkeit – noch größer als vorher, und er war kurz vor‘m kommen. Auch sie war soweit und keuchte schwer. Sie bäumte sich auf und versuchte nicht zu schreien (was ihr aber nicht gelang) – der Anblick ließ ihn natürlich nicht kalt und so kam es auch ihm. Sie kuschelten noch ein wenig, gingen dann duschen, und über dem restlichen Tag lag immer so eine Spannung.

Und am nächsten Morgen startete Yuan-Chan wieder – Yulin wusste nicht, wohin und zu welchem Zweck. Sie kehrte brav immer wieder zu ihm zurück, und sei es, dass sie eine ganze Woche dafür brauchte. Er war ohnehin auf mehr gefasst – in Shanghai hatte sie ihn zuhöchst ein halbes Jahr allein gelassen. In Wien war Yuan-Chan höchstens einige Tage abwesend. Er wusste sich zu beschäftigen, zumal er ja hart daran arbeiten musste, die Lyrik seines Heimatlandes in die neue Sprache zu übertragen.

Zunächst waren allerdings viel banalere und viel weniger tiefschürfende Gegenstände zu behandeln – wo bekam er etwa die Reissuppe, das Fladenbrot, die Sojamilch, die Teigstangen, das Salzgemüse und andere warme Speisen her. Er fand das Asahi Restaurant im 7. Wiener Gemeindebezirk, wo sie ihn einigermaßen verstanden, denn das ist im Riesenreich, wo er herkam, nicht selbstverständlich. Yuan-Chan hatte für nichts gesorgt – mochte er sehen, wo er blieb…

Nach langem Suchen fand er, was er suchte: Er ging in das Berlitz Center, am Graben 13, wo sie propagierten: „Sie möchten eine Sprache schnell und intensiv lernen und haben kein Problem damit, Ihre Stunden gleich fix im Voraus zu planen? Dann ist unser Einzelunterricht Fix genau das Richtige für Sie.“ Gesagt, getan. Seine Lehrerin war eine ältere Dame namens Cecilie Döring, und sie hatte ein Studium der Sinologie, Romanistik und Philosophie absolviert, und sie war Diplom-Dolmetscherin und Übersetzerin für Chinesisch. Was allerdings einen zusätzlichen Bonus darstellte – sie hatte über klassische chinesische Lyrik promoviert.

Sie hatte ihre eigene Theorie, was Übersetzungen anbelangte, betreffend den Unterschied zwischen zum Beispiel Englisch und Deutsch und eben dem Chinesischen. Während sich die Abweichungen vom Originaltext in durchaus engen Grenzen hielten (so wie „To be, or not to be, that is the question!“ bei Shakespeare, wird zu „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage!“ in der Schlegel’schen Übertragung, also nur eine marginale Differenz), ist die Sache mit der chinesischen Urfassung nicht so einfach.

Hier ein bekanntes kurzes Gedicht von Du Fu, mit chinesischen Schriftzeichen und die Interlinearversion, die im Deutschen schwer verständlich ist. Erst durch die Übersetzung gewinnt alles seinen Sinn. Es zeigt sowohl die Parallelstruktur der Sätze als auch die philosophische Ebene, für die Du Fu berühmt wurde. Beides sind typische Merkmale der klassischen chinesischen Lyrik.

Du Fu (712-770)
lü yè shũ huái
Reise / Nacht / aufschreiben / hegen
Auf der Reise bei Nacht niedergeschrieben meine Gefühle

xì cǎo wéi fēng àn
fein / Gras / leicht, gering / Wind / Ufer
Im feinen Gras ein sanfter Wind am Ufer

wéi qiáng dú yè zhōu
hoch / Mast / allein / Nacht / Boot
Unter dem hohen Mast allein bei Nacht im Boot

xīng chuí píng yě kuò
Sterne / herabhängen / eben / Wildnis / sich erstrecken
Die Sterne hängen herab, die Wildnis breitet sich aus

yuè yǒng dà jiāng liú
Mond / aufsteigen / groß / Fluß / fließen
Der Mond steigt herauf, der große Strom fließt dahin

míng qǐ wén zhāng zhù
Name / wie / Literatur, Text / bekannt
Ist mein Name vielleicht durch Dichten bekannt geworden?

guān yīn lǎo bìng xiū
Amt / wegen / alt / krank / ruhen
Das Amt wegen Alter und Krankheit musste ich aufgeben

piāo piāo hé suǒ sì
wehen / wehen / was / von allem / gleichen
Es weht mich hin und her, wem gleich?

tiān dì yì shā ōu
Himmel / Erde / eine / Sand / Möwe
Einer Sandmöwe zwischen Himmel und Erde

Yulin begriff.

Kapitel 3 – Vers 9

Ich unterrichtete für mehrere Jahre an der Fachhochschule in der Wohlmutstrasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk – als externe Lehrkraft, damit kein Missverständnis entsteht. Mein Gegenstand war Allgemeine Volkswirtschaft, dann Geldtheorie und Geldpolitik sowie Bank- und Finanzwirtschaft, daneben zum Drüberstreuen Spezifische Fragen der Bankbetriebswirtschaft, und ich habe auch zahlreiche Diplomarbeiten auf diesen Gebieten betreut. Meine persönliche Bestleistung hatte ich, als österreichweit von sämtlichen Fachhochschulen mein Kandidat zu den drei Besten seines Jahrgangs zählte.

Es gab unter meinen Studenten die unterschiedlichsten Figuren – mal waren sie durch die Bank fleißig, mal war das Ensemble einigermaßen, mal fürchterlich. Es hing nicht zuletzt auch von Größe der Gruppe ab. Waren 24 noch überschaubar, stellten 48 (das höchste, was ich jemals erreicht habe) ein echtes Problem dar. Ich ließ mich dadurch keineswegs beirren mit meinen Bemühungen, das Team auf Vordermann zu bringen – ich saß schließlich auf dem längeren Ast. Mir war es wichtig, dass ich die Zuhörer als Publikum begriff, das es zu begeistern galt. Ich musste auf das Auditorium zugehen, und nicht umgekehrt…

Hinzu kam im Laufe der Zeit der Master of Business Administration (MBA) als ein postgraduales generalistisches Management-Studium, das alle wesentlichen Managementfunktionen abdecken soll, wobei mir die Sparte „Risikosteuerung“ zufiel. In diesem Fach herrschten ideale Bedingungen vor, 20 Teilnehmer zuhöchst, und die Tatsache, dass je Mitwirkenden 20.000 Euro bezahlt werden mussten, anstelle der knapp 400 Euro pro Semester normale Studiengebühr.

Dabei bediente ich mich frühzeitig moderner Hilfsmittel, die derweil längst State of the Art sind, wozu vor allem die Videoprojektion zählte. Aber mein absoluter Hammer waren meine Graphiken – das machte mir so schnell keiner nach. Anschaulich verdeutlichten sie das geschriebene Wort, eine nicht unwesentliche Erleichterung bei der Erfassung eines Tatbestandes auf einen Blick.

Ich erzählte ihnen eine Geschichte über Modelle und Anwendungen mit der grundsätzlichen Frage: Warum benoten wir überhaupt Länder? Warum verschulden sich Länder? Ein Schuldnerland mit negativer Leistungsbilanz ist auf Netto-Kapitalimporte angewiesen – die Auslandskreditaufnahme durch erfolgt Unternehmen, Banken und den Staat. Ein Gläubigerland hingegen, mit positiver Leistungsbilanz, ist geradezu auf Netto-Kapitalexporte angewiesen, wobei die Auslandskreditvergabe durch hauptsächlich durch Geldinstitute gewährleistet wird.

Ausländische Schuldner sind daher stets willkommen (hier zeigte ich die Portraits von Julius Caesar, von Heinrich VIII., von Napoleon I. und von Michail Gorbatschow, die alle auf Fremdkapital zugegriffen hatten) – aber mit „Doppel”-Risiko, insofern das Transfer-Risikos in zwei Teile zerfällt: Zusätzlich zum Counterparty-Risiko (Kreditnehmer-Default) besteht im Fall grenzüberschreitender Kredite das Risiko der Zahlungsunfähigkeit, weil die fremde Regierung nicht in der Lage oder nicht willens ist, Devisen bereitzustellen. Illustriert wurde das durch einen Artisten, der auf zwei Rundhölzern balanciert, und damit von der ständigen Gefahr des Hinstürzens bedroht wird.

Und dann brachte ich den fiktiven Modellfall „Sunshine Island“, einen Ort, der auf keiner Landkarte zu finden ist. „Kennen Sie Sunshine Island?“, fragte ich die Zuhörerschaft.

Es handelt, kurz gefasst, um eine Karibische Insel, mit einem feuchten tropischen Klima, und einer Regenzeit, die von Juni bis Oktober reicht. Das Land ist gefährdet durch Hurrikans, die durchaus bedrohliche Ausmaße erreichen können. Die Fläche ist mit 1.120 km2 bescheiden, die Bevölkerung beläuft sich lediglich auf 380.000. Die Landnutzung beträgt an bebaubarem Land 8 %, wozu noch dauernde Weiden mit 17 % und Waldgebiete mit 44 % hinzutreten.

Die Wirtschaft basiert auf Agrargütern, ergänzt um Produkte der Leichtindustrie sowie der wichtigen Tourismussparte. Das Brutto-Inlandsprodukt pro Kopf beträgt (eben wegen dieser Fremdenverkehrskomponente) stattliche 12.400 US-Dollar. Allerdings wird dieser Wert von einer hohen Arbeitslosigkeit, einem großen Handels- und Leistungsbilanzdefizit und vor allem einem riesigen Budgetdefizit begleitet. Das BIP insgesamt beläuft sich auf USD 4.700 Millionen, das sind umgerechnet Sunshine Dollar 26.085 Millionen, bei einem Wechselkurs von 1 USD = 5,55 SUD. Das Realwachstum des BIP beträgt aktuell 3,2 %, das BIP nach Sektoren macht aus: Landwirtschaft 6, Industrie 11, Dienstleistungen 83 %. Die Inflation stellt sich auf 3,9 %, die Rate der Arbeitslosigkeit auf nicht unbeträchtliche 24 %. Die Investitionen beziffern sich USD 1.000 Millionen, das sind umgerechnet SUD 5.550 Millionen. Diese Darstellung wird abgerundet durch zahlreiche Grafiken, die das anschaulich machten.

Die Außenhandelsprodukte sind auf der Exportseite Raffineriewaren, Bananen, Rum, Ananas, zusammen Ausfuhren von USD 200 Millionen, und importseitig Ölprodukte, Rohöl, Nahrungsmittel, Baumaterial, Fahrzeuge, Bekleidung und andere Konsumgüter, die zusammen einen Wert von USD 1.600 Millionen erreichen. Somit ergibt sich ein erheblicher Negativ-Saldo von 1.400 Millionen USD, wozu allerdings zum Glück ein positiver Saldo bei den Dienstleistungen im Ausmaß von 1.100 Millionen USD tritt. Verbleibt noch immer Saldo von minus 300 Millionen USD (-6,4 % des BIP). Das Budget des Staates sieht nicht viel besser aus: Einnahmen 1.140 Millionen stehen Ausgaben 2.150 Millionen USD gegenüber, mithin ein Defizit 1.010 Millionen USD (= 21,5 % des BIP). Das Land erhält substantielle Hilfe von der früheren Kolonial- und jetzigen Schutzmacht. Die Auslandsschuld beziffert sich auf 2.580 Millionen USD, das entspricht 55 % des BIP.

Warum erzählte ich ihnen das alles in einer derartigen Ausführlichkeit?

Um der wahren Geschichte von Sunshine Island auf den Grund zu gehen.

(t – 2)
Ein scharfer Verfall der Rohstoffpreise tritt ein. Die Handelsbilanz ist stark negativ wegen der weiterhin umfangreichen Konsumgüterimporte. Die Tourismuseinnahmen sinken. Die Leistungsbilanz verschlechtert sich auf mehr als 10 % des BIP.

Was meint das Publikum: Würden Sie weiterhin ohne Zögern die nötigen Überbrückungskredite geben – wie bis jetzt immer ohne zusätzliche Information?

(t – 1)
Die Konsumgüterimporte werden gedrosselt, nichtsdestoweniger erreicht die Debt Ratio 75 % des BIP. Der Schuldendienst wird schleppend. Soziale Unruhen. Verhandlungen mit den Gläubigern werden eingeleitet.

Was meint das Publikum: Wie verhalten Sie sich in diesen Verhandlungen, wenn Ihnen nähere Informationen fehlen?

(t – 0)
Es gibt einen politischen Umsturz. Neue Regierung verweigert Verantwortung für die Staatsschulden. Die Verhandlungen
mit den Gläubigern werden blockiert.

Was meint das Publikum: Wie konnte all das passieren? Zusätzlich zum Counterparty-Risiko besteht ein Risiko der Zahlungsunfähigkeit, weil die fremde Regierung keine Devisen bereitstellen kann oder will – in dem Fall will.

Die Erfahrung mit Sunshine Island zeigt: Im Fall der Wirtschaft gab es „Handbuchwissen“ – und gab es nicht die Analyse von Trends. Im Fall der Politik gab es Informationen „aus weiter Ferne“ – und gab es nicht die Analysen von Optionen. Im Fall des Kreditgeberverhaltens gab es egozentrische Positionen – und gab es nicht professionell vorbereitete Entscheidungen.